Prozess:Tödlicher Schuss mit der Armbrust

Mann mit Armbrust erschossen

Nach der Tat sperrten Polizisten die Zufahrt zum Einödhof im oberbayerischen Wessobrunn ab.

(Foto: Peter Preller/dpa)

Aufbrausend, cholerisch und impulsiv: Bei seinen Freunden ist ein 31-Jähriger berüchtigt. Nach einer Party auf einem Einödhof gerät er mit einem von ihnen in Streit, schießt mit einer Armbrust auf ihn und schlägt auf seinen Kopf ein. Vor Gericht gesteht der Mann - und erzählt eine andere Version als direkt nach der Tat.

Von Andreas Salch

Georg G. ging gerne in den Wäldern um seinen Einödhof in der Gemeinde Wessobrunn (Landkreis Weilheim-Schongau) auf die Jagd. Er schoss mit einer alten Armbrust. Ein Cousin soll sie ihm vor mehr als zehn Jahren geschenkt haben. Am Nachmittag des 13. Januar holte G. die Armbrust aus einem Versteck. Zuvor hatte er sich mit seinem langjährigen Freund Daniel M., der bei ihm wohnte, heftig gestritten. Unter anderm soll es dabei um die weitere Nutzung des Hofes gegangen sein.

Mit der Armbrust in der Hand suchte Georg G. kurze Zeit später sein Anwesen nach Daniel M. ab. Als er den 32-Jährigen fand, schoss er ihm einen Jagdbolzen aus einer Distanz von nur viereinhalb Metern in die Brust. Anschließend schlug er ihm die Waffe so heftig auf den Hinterkopf, dass die Schulterstütze abbrach. Durch den Bolzenschuss erlitt Daniel M. Verletzungen an beiden Lungenflügeln sowie in der Nähe des Herzens. Er starb an starkem Blutverlust. Am Mittwoch gestand Georg G. die Tat vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Mordes erhoben.

Als zwei Polizeibeamte G. in den Saal B 266 führen, verdeckte er sein Gesicht mit einem gelben Leitzordner vor den Pressefotografen. In der Untersuchungshaft hat der gelernte Maschinenschlosser, der zuletzt von Hartz IV lebte, eine Erklärung in Ich-Form zu den Vorwürfen aus der Anklage verfasst. Während einer seiner beiden Verteidiger, Rechtsanwalt Hermann Borchert, diese verliest, blickt Georg G. äußerlich regungslos vor sich hin.

Aufbrausend, cholerisch und impulsiv

Am Vormittag jenes 13. Januar hat es demnach zunächst Streit zwischen Georg G. und einigen Gästen gegeben, die am Vorabend eine Geburtstagsparty auf dem Einödhof gefeiert hatten. Er habe sie aufgefordert zu gehen, was sie auch getan hätten. Nur Daniel M. und dessen Freundin seien geblieben. Selbst als er dem späteren Opfer gedroht habe, "seine Armbrust einzusetzen" habe sich M. den Hof nicht verlassen wollen. Stattdessen habe er sich über ihn lustig gemacht und gesagt, er würde ihn ja doch nicht treffen. Als er mit ihm habe diskutieren wollen, habe er "seine Drohung in die Tat umgesetzt".

Daniel M. lebte erst seit Herbst vergangenen Jahres auf dem Einödhof. Doch er und Georg G. kannten sich schon viele Jahre und konsumierten beide Drogen. Bekannte von Georg G. schildern ihn als aufbrausend, cholerisch und impulsiv. Vor allem wenn er Alkohol getrunken habe. Zwar war der 31-Jährige zur Tatzeit nicht betrunken. Aber er sei unter dem Einfluss von Drogen gestanden, behauptet er in seiner Erklärung. Deshalb ziehe er seine Aussagen zurück, die er bei der Kriminalpolizei gemacht habe.

Dort soll G. die Tat als regelrechte Jagd auf seinen Freund geschildert haben. Nachdem der 31-Jährige seinem Opfer die Armbrust auf den Hinterkopf geschlagen hatte, griff er noch nach einem fast zwanzig Kilogramm schweren Stein, um ihn Daniel M. auf den Hinterkopf zu werfen. Doch dessen Freundin Katharina M. verhinderte dies.

Vor Gericht sagte die 25-Jährige unter Tränen als Zeugin aus, der Angeklagte habe sie angeschaut und gesagt, dass er das nicht gewollt habe. Katharina M. alarmierte sofort einen Notarzt. Georg G. rannte davon, stellte sich aber später der Polizei. Katharina M. hatte den Angeklagten kurz vor dem tödlichen Schuss mit der Armbrust von einem Fenster aus beobachtet. "Er hatte eine Psychoblick", sagte sei bei ihrer Vernehmung. Sie rannte sofort nach unten. Doch da war es bereits zu spät. Aus der Untersuchungshaft schrieb Georg G. seiner Schwester: "Es tut mir leid, dass ich so ein beschissener Depp bin." Der Prozess dauert an.

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