Prozess in Regensburg:Todesfahrer schweigt vor Gericht

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Todesfahrer von Regensburg vor Gericht: Dem Angeklagten Dieter S. werden im Gerichtssaal die Handschellen abgenommen. (Foto: dpa)

Ein psychisch kranker Mann rast durch Regensburg und tötet mit seinem Sportwagen ein Mädchen. Die Mutter der Fünfjährigen wartet zum Prozessauftakt vergeblich auf eine Entschuldigung.

Vor sieben Monaten hat eine irrsinnige Todesfahrt in Regensburg landesweit für Aufsehen gesorgt. Bei der etwa einstündigen Raserei im August hatte ein 46-Jähriger eine Fünfjährige getötet, deren Schwester schwer verletzt und eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

Der Fahrer muss sich seit Montag wegen Totschlags, versuchten Totschlags in drei Fällen sowie gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Zum Prozessauftakt schwieg er.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 46-Jährige zur Tatzeit wegen einer organischen psychischen Störung schuldunfähig war. In dem Sicherungsverfahren geht es darum, ob er in einer Psychiatrie untergebracht wird. Laut Staatsanwalt Markus Herbst ist der Mann weiterhin für die Allgemeinheit gefährlich.

Der Angeklagte ist weiterhin gefährlich

Vor allem für die Mutter der getöteten Fünfjährigen, die als Nebenklägerin im Gerichtssaal sitzt, ist das Schweigen des Todesfahrers eine zusätzliche Belastung. "Eine Aussage würde das Geschehene für sie menschlicher und begreifbarer machen", sagte ihr Rechtsanwalt Nils Pütz am Montag. Für ihn ist eine Einweisung des Beschuldigten "zwingend erforderlich". Immer wieder schaute die Frau den Mann im Saal an, der ihr Tochter totgefahren hatte. Bei der Schilderung des verhängnisvollen Unfalls brach sie in Tränen aus. Auf eine Entschuldigung wartete sie vergeblich.

Der Todesfahrer hatte psychische Probleme und sich zweieinhalb Monate vor der entsetzlichen Tat freiwillig im Bezirkskrankenhaus behandeln lassen. Am Abend vor der Amokfahrt hatte er die psychiatrische Klinik in Absprache mit seinem Arzt verlassen, war aber nicht zurückgekehrt. Etwa eine Stunde lang hatte der 46-Jährige mit seinem Sportwagen Polizei und Passanten in Atem gehalten. Mit Tempo 130 war er durch Regensburg gerast, missachtete mehrere rote Ampeln und fuhr über Rad- und Gehwege sowie Grünanlagen. Dabei verletzte er mehrere Menschen.

In einer scharfen Linkskurve verlor der 46-Jährige dann die Kontrolle über sein Fahrzeug und landete im Schaufenster eines Waschsalons. Auf den Eingangsstufen hatten die beiden jungen Schwestern gespielt. Die Fünfjährige starb wenig später im Krankenhaus, die drei Jahre alte Schwester überlebte schwer verletzt. Auch der Todesfahrer wurde verletzt. Der Prozess wird an diesem Dienstag fortgesetzt. Mit einer Entscheidung wird im April gerechnet.

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