Prozess gegen Rentner:Totschlag nach 46 Jahren "Ehehölle"

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  • Nach 46 Jahren Ehe hat ein Mann in Memmingen seine Frau zu Tode gewürgt - dafür wurde er am Donnerstag zu vier Jahren Haft verurteilt.
  • Das Landgericht wertete die Tat als einen minderschweren Fall von Totschlag.
  • Die Vorsitzende Richterin sprach in ihrer Urteilsbegründung von einer "Ehehölle" und einem "langen, schlimmen Eheleben"

Was die Richterin über den Angeklagten sagt

Den Ehering hat er bis heute nicht abgelegt. "Ich liebe sie immer noch", sagt der Angeklagte in seinem Schlusswort unter Tränen. Nach 46 Jahren Ehe hat er seine Frau zu Tode gewürgt. Dafür wird er am Donnerstag zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Landgericht Memmingen wertet die Tat als einen minderschweren Fall von Totschlag.

Die Vorsitzende Richterin spricht in der Urteilsbegründung von einer "Ehehölle" und einem "langen, schlimmen Eheleben": "In der Tatnacht ist der Druckkessel explodiert, in dem die jahrzehntelangen Demütigungen eingesperrt waren."

Was vorgefallen ist

Der 68 Jahre alte Rentner aus Memmingen hat die Tat zum Prozessbeginn gestanden: Er habe seine Frau im Streit zum Schweigen bringen wollen, weil sie ihn verhöhnt, beschimpft und bedroht habe. Nach der Tat vom April in der gemeinsamen Wohnung der Eheleute alarmierte der Mann selbst die Polizei. Der Notarzt konnte die 72-Jährige zunächst wiederbeleben, sie starb jedoch zwei Wochen später im Krankenhaus.

"Die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern", sagt die Richterin. Der Angeklagte wurde von seiner Frau schikaniert und bevormundet. Sie nannte ihn einen Versager und Feigling und duldete nicht, dass er Kontakt zu seinen Eltern, Geschwistern und sogar zur gemeinsamen Tochter hat. "Er ist jedem Konflikt aus dem Weg gegangen und hat immer versucht, ihre Liebe zu erhalten", erklärt die Richterin.

"Sie hat mich immer wieder ein Dreckschwein genannt"

Zugespitzt hat sich die Situation nach einer Nieren-Operation des Angeklagten im Jahr 2012. Dass er danach häufiger Wasser lassen musste, hat seine Frau so sehr gestört, dass sie ihn permanent beschimpfte, seine Getränke rationierte und zeitweise sogar die Toilette zusperrte. "Sie hat mich immer wieder ein Dreckschwein genannt und mir gesagt, dass ich ins Altersheim gehöre", berichtete der Angeklagte vor Gericht.

Die Streitereien eskalierten in der Nacht zum 23. April. Als das Ehepaar im Bett lag, äußerte die Frau erstmals ihren tiefen Hass und drohte ihrem Mann damit, dass er eines Morgens nicht mehr aufwachen werde. Mit Sätzen wie "Ich könnte dich mit wachsender Begeisterung abstechen" und "Ich hole das Beil aus dem Keller und zertrümmere dir den Schädel" habe sie ihm mit dem Tod gedroht, sagt die Richterin. Diese Provokationen hätten schließlich zur Tat geführt. Die Anklage forderte vier Jahre und sechs Monate Gefängnis. Die Verteidigung plädierte auf zweieinhalb Jahre Haft. Das Urteil ist rechtskräftig.

© Birgit Ellinger/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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