Prozess gegen Pfarrer:Verflucht sei der Strafzettel

  • Ein evangelischer Pfarrer weigert sich einen Strafzettel über 15 Euro wegen Falschparkens zu bezahlen.
  • Das Amtsgericht Kaufbeuren hat ihn nun dazu verurteilt, die Strafe und die 75 Euro an Verfahrenskosten zu begleichen.
  • In der Innenstadt von Füssen hatte der 77-Jährige einen Strafzettel bekommen, weil er im Halteverbot parkte. Er bestreitet jedoch, dass dort ein Hinweis-Schild angebracht war.

Von Stefan Mayr, Kaufbeuren/Lechbruck

Horst Drosihn könnte einfach seinen Ruhestand als evangelischer Pfarrer genießen, zusammen mit seiner Ehefrau und seinen zwei Enkeltöchtern Franziska und Emely. Doch dafür scheint der 77-Jährige einfach nicht der Typ zu sein. Der rüstige Senior aus Lechbruck (Kreis Ostallgäu) will einen Strafzettel wegen Falschparkens aus Prinzip nicht zahlen - und legt sich deswegen als Mischung aus Don Camillo und Don Quichotte mit den bayerischen Behörden an. Es geht um 15 Euro und Drosihn sagt: "Wenn es sein muss, dann gehe ich auch ins Gefängnis."

Am Donnerstag musste Drosihn auf der Anklagebank des Amtsgerichts Kaufbeuren Platz nehmen. Der Richter verurteilte ihn zur Zahlung der 15 Euro Bußgeld plus der Verfahrenskosten in Höhe von 75 Euro. Drosihn nahm das Urteil mit Entrüstung zur Kenntnis: "Davon zahle ich keinen einzigen Cent." Kaum war der Prozess zu Ende, legte er Widerspruch gegen die Entscheidung ein. Für seinen Gang in die nächste Instanz wollte er sich nun erstmals einen Anwalt nehmen. Doch seine Rechtsschutzversicherung macht da nicht mit. "Die übernehmen die Kosten nur für Vorfälle im fließenden Verkehr", musste sich Drosihn sagen lassen. Doch davon lässt er sich nicht ausbremsen: "Wissen's, ich trau mich auch alleine."

Münchner Parklizenzgebiete, 2008

Das verflixte Schild: Pfarrer Horst Drosihn sagt, es habe wegen einer Baustelle gefehlt.

(Foto: Catherina Hess)

"Mir geht es um die Wahrheit"

Der Pfarrer fühlt sich auch nach der Beweisaufnahme vor dem Kaufbeurer Amtsrichter im Recht. Am 19. Mai 2014 hatte er seinen anthrazit-farbenen Audi in der Innenstadt von Füssen abgesellt. Als er wieder einsteigen wollte, hatte er einen Strafzettel am Scheibenwischer. Das überraschte ihn sehr, denn er konnte weit und breit kein Parkverbotsschild sehen. Er eilte schnurstracks zur Verkehrsüberwachung und beschwerte sich. Dort wurde ihm angeboten, ihm fünf Euro zu erlassen. "Aber mir geht es doch nicht ums Geld, sondern um die Wahrheit", ruft Drosihn. Er bestätigt zwar, dass er in einer Halteverbotszone geparkt hatte. Doch er beteuert auch, dass an jener Straße, auf der er in diese Zone gefahren war, kein Hinweis-Schild stand: "Das hat gefehlt, weil da eine Baustelle war."

Der Mann von der Verkehrsüberwachung behauptete als Zeuge das Gegenteil. Sehr zum Verdruss des Pfarrers: "Meine Frau hat das Gegenteil bezeugt, aber die wurde ja nicht ernst genommen." Sein Schlusswort vor Gericht nutzte der Angeklagte, um mit einem Augenzwinkern "der freundlichen Einkaufsstadt Füssen alles, alles Gute" zu wünschen. Einen Bescheid, den er seit Dezember vorliegen hat, nimmt Drosihn freilich sehr ernst: Darin wird ihm der Besuch eines Gerichtsvollziehers und schlimmstenfalls eine Erzwingungshaft angekündigt. Er sagt: "Notfalls können sie kommen und mich von mir aus auch fesseln."

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