Prozess:Drei Männer nach Attacke auf Flüchtling zu Haftstrafen verurteilt

Lesezeit: 2 min

Sie traten auf den Mann aus Mali ein, einer schlug mit einem spitzen Notfallhammer zu. Ein rassistisches Motiv erkennt das Landgericht Regensburg nicht.

Für die Attacke auf einen 18 Jahre alten Asylbewerber müssen zwei Brüder wegen gefährlicher Körperverletzung für mehrere Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Regensburg verurteilte am Montag einen 24-Jährigen aus Niederbayern zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten. Sein 19 Jahre alter Bruder erhielt drei Jahre und neun Monate Jugendhaft. Ein dritter Angeklagter bekam zwei Jahre und neun Monate Haft.

Die Männer hatten nach Überzeugung des Gerichts den Asylbewerber aus Mali wenige Tage vor Weihnachten in Niederlindhart im Landkreis Straubing attackiert, als dieser den Regionalzug verlassen wollte.

Damit hätten sie ihr Opfer für vorherige Provokationen bestrafen wollen. Sie zogen dem 18-Jährigen die Jacke über den Kopf, schlugen und traten dann auf ihn ein. Zudem schlug der ältere Bruder zweimal mit einem spitzen Notfallhammer zu. Ein rassistisches Motiv oder eine bedingte Tötungsabsicht erkannte das Gericht nicht.

Wegen Drogenkonsums ein "asozialer Verbrecher und Schläger"

Eine ausländerfeindliche Gesinnung sei den Angeklagten nicht nachzuweisen, hatte auch Oberstaatsanwalt Theo Ziegler zuvor betont. "Rassismus war nicht das Motiv für die Tat. Sie wäre auch passiert, wenn das Opfer Deutscher gewesen wäre." Die Attacke sei eine Mischung aus "falschem Stolz und Machogehabe gewesen".

Dennoch forderte die Staatsanwaltschaft deutlich höhere Haftstrafen. Sie plädierte wegen versuchten Totschlags für sieben Jahre Haft für den 24-Jährigen. Der 19 Jahre alte Bruder sollte wegen gefährlicher Körperverletzung viereinhalb Jahre Jugendhaft erhalten, für den dritten Angeklagten beantragte die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Haft.

Die Verteidiger der beiden Brüder forderten die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Die Tat sei durch den erheblichen Drogenkonsum bedingt. Durch die jahrelange Einnahme von Drogen sei sein Mandant zum "asozialen Verbrecher und zum Schläger" geworden, sagte der Verteidiger des älteren Bruders. Er forderte zudem eine geringe Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung, um rasch mit der professionellen Therapie beginnen zu können.

Die Angeklagten gaben die Tat zu

Die Verteidigerin des dritten Angeklagten forderten Freispruch für ihren Mandanten. Der 26-Jährige habe zwar den älteren Bruder zum Tatort begleitet, sich aber nicht an der Tat beteiligt und die Brüder sogar dazu gebracht, von dem Opfer abzulassen.

Alle drei Angeklagten sind wegen Körperverletzung vorbestraft. Die 19 und 24 Jahre alten Brüder hatten die Tat zugegeben. Der Attacke war nach Angaben der Angreifer eine Provokation des Opfers vorausgegangen. Ein rassistisches Motiv hatten sie bestritten. Der 18-Jährige aus Mali hatte bei der Attacke eine Gehirnerschütterung sowie zwei Platzwunden und Prellungen am Kopf erlitten und musste drei Tage im Krankenhaus behandelt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: