Bayerische Promis in der Politik:Mit Dschingis Khan auf Stimmenfang

Wenn goldene Schallplatten, Filmpreise und TV-Ruhm nicht mehr genug sind, zieht es manche Künstler in die Politik. Auch einige bayerische Prominente lassen sich gerne vor den Parteikarren spannen. Was einen Ex-Vorzeige-Proll, eine Ex-Wiesnchefin und einen Ex-Fernsehkommissar dafür qualifiziert.

Deniz Aykanat

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Leslie Mandoki kämpft für die CSU

Quelle: dpa

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Wenn goldene Schallplatten, Filmpreise und TV-Ruhm nicht mehr genug sind, zieht es manche Künstler in die Politik. Auch einige bayerische Prominente lassen sich gerne vor den Parteikarren spannen. Was einen Ex-Vorzeige-Proll, eine Ex-Wiesnchefin und einen Ex-Fernsehkommissar dafür qualifiziert.

Name: Leslie Mandoki

Status: Bayerischer Mongole

Angestrebtes Amt: Landtagsabgeordneter für die CSU

Werdegang: Mitte der siebziger Jahre flüchtete er in einer spektakulären Aktion durch einen Eisenbahntunnel vor der kommunistischen Diktatur in Ungarn über Österreich nach München. Von da an ging es bergauf: Mit seiner Band Dschingis Kahn erlangte der Schlagzeuger Weltruhm. Keine Ü40-Party, kein runder Geburtstag, kein Sylvester und auch kein Fasching kommt seither ohne Liedzeilen wie "Moskau, Moskau, wirf die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land, ho ho ho ho ho, hey!" aus.

Was ihn für diesen Posten qualifiziert: Mandoki verfügt über ein ausdrucksstarkes Gesicht, sein Schnauzbart ist quasi seine Dobrindt-Brille. Für Angela Merkel hat er außerdem den Wahlkampfsong "Wir sind wir" geschrieben. Klingt verdächtig nach der hochdeutschen Übersetzung der bayerischen Weisheit "Mia san mia."

DEUTSCHLANDPREMIERE "FINDET NEMO"

Quelle: DDP

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Name: Florian Simbeck

Status: Der Krasse

Angestrebtes Amt: Bundestagsabgeordneter für die SPD

Werdegang: Sie sind die Erfinder des Dönertiers, haben Trainingsanzüge salonfähig gemacht und Wörter wie "brontal" erfunden: Die Goldkettchen- und Schweißbandträger Erkan und Stefan. Nach zahlreichen Bühnenprogrammen, mehreren Kinofilmen und einer eigenen Döner-Imbiss-Kette trennten sich die Wege der Kunstfiguren Erkan Maria Moosleitner vom Hasenbergl und Stefan Lust aus München-Neuperlach. Erkan alias John Friedmann widmete sich der ernsthaften Schauspielerei, Stefan Lust, der in Wirklichkeit Florian Simbeck heißt (rechts im Bild), arbeitet als Kabarettist und Schauspieler unter anderem für den Bayerischen Rundfunk. Doch damit nicht genug: Der Ex-Vorzeige-Proll will nun für die SPD in den Bundestag. Für den bayerischen Wahlkreis Pfaffenhofen/Freising wurde er mit 98 Prozent der Delegiertenstimmen als Kandidat für die Bundestagswahl 2013 aufgestellt.

Was ihn für diesen Posten qualifiziert: Simbeck hat ein Jurastudium mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen und war schon mal pleite. Er weiß wie es ist, ganz unten zu sein, versteht die Sorgen des kleinen Mannes. Simbeck hat außerdem Figuren wie Hansi Hinterfinger und Erkans bessere Hälfte Stefan Lust ins Leben gerufen sowie einem vegetarischen Hai seine Stimme geliehen - so viel Flexibilität und Menschenkenntnis kann in der Bundespolitik nur von Vorteil sein.

Anmerkung der Redaktion: In einer alten Version dieses Artikels hieß es, Florian Simbeck habe sein Jurastudium abgebrochen. Dies ist falsch. Wir bedauern den Fehler.

Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl

Quelle: dpa

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Name: Gabriele Weishäupl

Status: Wiesn-Chefin der Herzen

Angstrebtes Amt: Landtagsabgeordnete für die FDP

Werdegang: Gabriele Weishäupl war die Königin der Wiesn-Zelte, Karussels und Dirndl, sie leitete das größte Volksfest der Welt insgesamt 26 Mal. Sie hielt jahrelang aufmüpfige Wiesnwirte mit Allmachtsfantasien in Schach und sorgte jedes Jahr dafür, dass die Landeshauptstadt unter Hendlknochen, Müll und besoffenen Massen nicht zusammenbricht. Nach unzähligen Wiesnjahren ging sie 2012 in den Ruhestand - und da ist ihr offenbar langweilig geworden.

Was sie für diesen Posten qualifiziert: Diese Frau muss Nerven wie Drahtseile haben - die kann sie gut gebrauchen. Als kleines gelbes CSU-Anhängsel muss man bei der FDP schließlich Geduld mitbringen. Doch wer es wie Weishäupl mit Wiesnwirten und Wurst-Monopolisten jahrelang aushält, kann es locker mit den Mächtigen aufnehmen. Falls die FDP den Einzug in den Landtag schafft.

audia Jung, Oktoberfest, Freie Wähler

Quelle: Robert Haas

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Name: Claudia Jung

Status: "Träumen erlaubt"

Angestrebtes Amt: Bayerische Landtagsabgeordnete für die Freien Wähler

Werdegang: Nach der Schule arbeitete Jung zunächst als Fotolaborantin, was ihr laut eigener Homepage auch "irgendwie Spaß" machte. Blöd nur, dass es in der Dunkelkammer immer dunkel ist. Also sattelte sie auf Arzthelferin um. Aber auch das passte nicht so recht, denn Jung kann kein Blut sehen, zumindest nicht, "wenn es frisch aus Lebewesen heraus quoll." Ein Italien-Aufenthalt als Reiseleiterin brachte Jung endlich zur Musik. 1984 lernte sie einen Musikproduzenten kennen und ihre Karriere als Schlagerstar nahm ihren Lauf. Es folgten Alben wie "Träumen erlaubt", "Seelenfeuer" oder "Alles nach Plan?" Ihre politische Karriere begann Claudia Jung 2008 im Kreistag von Pfaffenhofen. Im selben Jahr zog sie über einen Listenplatz der Freien Wähler in den bayerischen Landtag ein.

Was sie für diesen Posten qualifiziert: Als Claudia Jung noch Schlagersängerin war, standen Schnulzen wie "Träume sterben nie" auf ihrem Programm. Das passt programmatisch zu den Freien Wählern, wähnten sich die Polit-Outsider doch noch nie so nah an der Regierungsmacht wie im Moment. Die blonde Sängerin träumt daneben vor allem von der völligen Gleichberechtigung von Mann und Frau und Chancengleichheit in der Bildung. Die Schlagersängerin hat mit der Musik außerdem ein zweites Standbein und kann sich jederzeit mit Liedern wie "Immer wieder eine handvoll Zärtlichkeit" heraus aus dem tristen Dasein der Dauer-Opposition in Bayern zumindest gedanklich in andere Sphären trällern.

Charles M. Huber will CDU-Bundestagsabgeordneter werden

Quelle: dpa

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Name: Charles M. Huber

Status: Hans Dampf in allen Parteien

Angestrebtes Amt: Hauptsache in den Bundestag - eigentlich ganz egal für wen. Derzeit Kandidat der CDU in Darmstadt.

Werdegang: Charles, der eigentlich Karl-Heinz heißt, wurde als Sohn eines senegalesischen Diplomaten und einer deutschen Mutter in München geboren. Er wuchs bei seiner Großmutter in der niederbayerischen Provinz auf. Später wurde der Schauspieler der erste farbige Kommissar im deutschen Fernsehen in der Serie "Der Alte". Einst war Huber Mitglied der SPD. Wegen unterschiedlicher Ansichten wechselte er zur CSU. Schließlich kam er zur CDU, die ihn als Kandidaten für den Wahlkreis Darmstadt abgeworben hat. Dort hat er sich viel vorgenommen: Er tritt gegen die SPD-Abgeordnete und frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries an.

Was ihn für diesen Posten qualifiziert: Charles M. Huber scheint vielseitig begabt zu sein. Auf seiner Homepage stehen gleich sieben Berufe in der Sparte Biographie, darunter natürlich Schauspieler, aber auch Zahntechniker und Berater für Integrations- und Afrikafragen. Überhaupt berät Huber offenbar ausgesprochen gerne: Sei es den äthiopischen Tourismusminister oder den Shell-Konzern. Außerdem ist Huber Ehrenkommissar der bayerischen Polizei.

Annik Wecker eröffnet Cafe in München, 2013

Quelle: Robert Haas

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Neben Kandidaturen für politische Ämter gibt es weitere Münchner Prominente, die sich mehr oder weniger klar politisch positioniert haben. Schauspielerin Senta Berger etwa steht der SPD nahe, Konstantin Wecker (im Bild rechts) trifft sich mit OB Christian Ude gerne mal auf ein Törtchen im neuen Cafe von Weckers Frau Annik (Mitte). Schauspielerin Iris Berben ist ebenfalls seit langem Anhängerin der Sozialdemokraten. Heiner Lauterbach wählt seit Jahren die CDU.

© Süddeutsche.de
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