Pro-Guttenberg-Demonstrationen:"Gutti war zu gut für Euch"

Das Volk geht auf die Straße: In München sind es ein paar Hundert, in Guttenbergs Heimatort 2000 Demonstranten. Auch sein Vater ist dabei und geißelt die Menschenjagd auf seinen Sohn. Die Guttenberg-Gegner versuchen es mit Ironie - aber ein Held ist eben unangreifbar.

Einige Hundert Befürworter des zurückgetretenen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg haben in München für dessen Rückkehr in die Politik demonstriert. Auf Plakaten forderten sie am Samstag "Wir wollen Guttenberg", betonten "KT wir glauben an Dich" oder "Ein Guttenberg tritt nicht zurück, er nimmt nur eine Auszeit".

Guttenberg-Anhänger demonstrieren in Guttenberg

2000 Demonstranten versammelten sich in Guttenbergs gleichnamigem Heimatort. Auch Enoch zu Guttenberg, der Vater von Karl-Theodor nahm an der Veranstaltung teil. Er kritisierte die "Menschenjagd" auf seinen Sohn. Die Schläge unter die Gürtellinie seien so massiv gewesen, dass sie für alle in der Familie schwer zu ertragen gewesen seien. Er richtete auch Grüße seines Sohnes aus. "Er schickt Ihnen sein Herz und verspricht Ihnen seine Treue."

(Foto: dpa)

Andere kritisierten unter Beifall "linke Medienhetze" gegen den CSU-Politiker. Zahlreiche Redner riefen Guttenberg zum "Helden" aus oder kritisierten die öffentliche Debatte in der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit. Eine Frau sprach mit erstickter Stimme davon, dass man "wie die Wölfe" über ihn hergefallen sei. Andere betonten, dass die Mehrheit hinter zu Guttenberg stehe.

Ein Demonstrant hielt gar ein Schild mit einem Bild des jungen König Ludwigs nach oben, versehen mit den Worten "please come back". Ein Plakat, das Guttenbergs Heiligsprechung forderte, entpuppte sich dagegen auf Nachfrage als ironisch gemeint. Auch weitere Teilnehmer kritisierten den Ex-Minister. Ein kleines Grüppchen rief ironische Sprechchöre wie "Doktorarbeit Ha, Ha, Ha - Titel sind für alle da". Ältere Demonstranten beschimpften sie wütend mit Sätzen wie: "Bekommt ihr schon Hartz IV?"

Ein Guttenberg-Kritiker mit dem Schild "Lügner, Betrüger, Fälscher - uns total egal" wurde von den Demonstranten sogar abgedrängt, ähnlich wie ein anderer Teilnehmer, der sich mit einer ironischen Ansprache über "Guttis", einem bayerischen Ausdruck für Süßigkeiten, zwischen die Redner geschmuggelt hatte. Trotz dieser Zwischenfälle verlief die Demonstration bis zum Nachmittag friedlich, wie die Polizei sagte.

In Guttenbergs gleichnamigem Heimatort schafften es die Veranstalter sogar 2000 Menschen auf die Straße zu bringen, dreimal soviele wie der Ort Einwohner hat. Zu der knapp zweistündigen Kundgebung hatte die Junge Union Kulmbach aufgerufen und auch über die Internetplattform Facebook um Unterstützung geworben. Mit Plakaten wie "Neid muss man sich erarbeiten" und "Gutti war zu gut für Euch" forderten die Demonstranten die Rückkehr von Karl-Theodor zu Guttenberg in die Politik.

Unter den Demonstranten war auch sein Vater, der Dirigent Enoch zu Guttenberg. Die Kritik an seinem Sohn in der Plagiats-Affäre bezeichnete der 64-Jährige als "Menschenjagd". "Dieser Geifer und Jagdrausch der politischen Gegner macht Angst um das Verbleiben der Mitmenschlichkeit in unserem Land." Die Schläge unter die Gürtellinie seien so massiv gewesen, dass sie für alle in der Familie schwer zu ertragen gewesen seien. Er richtete auch Grüße seines Sohnes aus. "Er schickt Ihnen sein Herz und verspricht Ihnen seine Treue."

Am Brandenburger Tor in Berlin versammelten sich statt der erwarteten 1000 Guttenberg- Fans hingegen nur ein paar Dutzend Spötter. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Gutti for Kaiser" oder "Jetzt oder nie: Monarchie". Einzelne echte Unterstützer des CSU-Politikers konnten sich gegen die lautstarke Spott-Demo nicht durchsetzen. Auf dem Hamburger Gänsemarkt standen laut Polizei rund 150 Fans eine Reihe von Gegendemonstranten gegenüber, die auf Plakaten unter anderem "Schluss mit den Doktorspielchen" forderten.

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