Preisverleihung:Das Labor der Meinungsfreiheit

Preisverleihung: Das sind die Sieger des großen Schülerzeitungswettbewerbs 2018.

Das sind die Sieger des großen Schülerzeitungswettbewerbs 2018.

(Foto: Robert Haas)

Beim 13. Blattmacher-Wettbewerb zeigt sich: Bayerns Schülerzeitungen brauchen sich nicht vor ihren erwachsenen Pendants zu verstecken.

Von Maximilian Gerl

Sie sind jung, sie sind clever, und sie werden mal die Welt erobern. Oder, für den Anfang, ein paar Zeitungsverlage. Mehr als 100 Schülerzeitungsredaktionen aus ganz Bayern hatten sich in diesem Jahr beim Blattmacher-Wettbewerb beworben, 21 hatten am Montag im Senatssaal des Landtags besonderen Grund zum Feiern: Sie wurden als die besten Schülerzeitungen im Lande prämiert.

Bildungsminister Bernd Sibler (CSU) hob den Vorbildcharakter der Redaktionen hervor, lobte sie als gute Schule fürs "Zwischenmenschliche" und für die Demokratie: "Da wird Theorie in die Praxis umgesetzt." Weshalb sich Heribert Prantl, Mitglied der SZ-Chefredaktion, zu Recht auf die Kollegen von morgen freute, "über jeden, der Lust bekommen hat, Profi-Journalist zu werden". Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) fasste die Leistung aller Teilnehmer treffend zusammen: "Ihr macht das klasse." Die junge Generation hinterfrage kritisch, was gut und was schlecht laufe, "dafür müssen wir ihr einen Vertrauensvorschuss geben".

Zum 13. Mal richtete die Süddeutsche Zeitung den Wettbewerb gemeinsam mit dem Bildungsministerium aus; wie so oft waren die Juroren erstaunt, was die Nachwuchsjournalisten auf die Beine gestellt hatten. Dabei bleibt ihnen zum Zeitungsmachen nur das bisschen Freizeit zwischen Schule, Sport und Hausaufgaben. Alle Arbeitstechniken müssen sie sich selbst beibringen, wie man schreibt, recherchiert, Fotos macht, ein Layout baut oder eine Internetseite.

Preisverleihung: Wie wichtig das Engagement der Schüler ist, betont Stamm im Gespräch mit den Moderatorinnen.

Wie wichtig das Engagement der Schüler ist, betont Stamm im Gespräch mit den Moderatorinnen.

(Foto: Robert Haas)

Was es braucht, um als Schülerzeitung ganz oben mitzuspielen, wissen SZ-Redakteurin Anna Günther und Schülerin Esther Lärmer. Günther ist für die Bildungspolitik in Bayern zuständig und damit auch für diesen Wettbewerb. Lärmer hat ihn mehrmals gewonnen, zuletzt räumte ihr FreeStyle! (Ludwig-Thoma-Realschule München) 2017 Gold ab. Zusammen führen sie durch die Siegerehrung, stellen die Jurybewertungen vor, haken nach.

Gemein ist allen Prämierten die hohe Textqualität - und der Mut, schwierige Themen ins Blatt zu hieven. Die Redakteure der Mindelheimer Zeitung Die Idee etwa ließen einen Schülervater vom Leben in der DDR erzählen, die Kollegen der Hilde in Kemnath beschäftigten sich mit Emanzipation. Einige Magazine fielen zusätzlich durch außergewöhnliches Layout auf. Die Heininger Welle etwa ist als Wendeheft gestaltet. Liest man es von der einen Seite, ist es für Schüler, dreht man es herum, für deren Eltern gedacht.

Drei der 21 Preisträger sind herausragende Online-Redaktionen. Gerade für Schülerzeitungen wird der Auftritt im Netz immer wichtiger, ihre Leserschaft ist dort ganz selbstverständlich Zuhause. Zugleich bietet das Internet neue Möglichkeiten, Geschichten lebensnah zu erzählen: mit Bildergalerien, Audiostrecken, Videos, interaktiven Elementen. Wie Journalisten mit solchen Möglichkeiten umgehen sollten, zeigen exemplarisch die News Kids. Ihre Online-Redaktion besteht aus Erst- bis Viertklässlern. Neben Quiz bieten sie auf ihrer Website einen zweisprachigen Podcast auf Deutsch und Arabisch an. Ein Schüler liest dafür selbst Texte ein, jeder kann sie dann im Netz anhören. Bei vielen großen Verlagen sind Podcasts erst seit einigen Monaten im Angebot.

Die Preisträger

Grundschulen: 1. Der kleine Hai, Grundschule Haimhausen; 2. Spicker/OS News, Obere Schule Kulmbach; 3. Heininger Welle, Hans-Carossa-Grundschule Passau.

Mittelschulen: 1. Wallburg Express, Georg-Göpfert-Mittelschule Eltmann; 2. Schillyschote, Schillerschule Augsburg; 3. Hummelnews, Mittelschule Hummelsteiner Weg Nürnberg.

Förderschulen: 1. Kunterbunte Schatztruhe, Hans-Bayerlein-Schule Passau; 2. Franzi, Franziskus-Schule Neustadt (Aisch); 3. Franziskus-Zeitung, Franziskus-Schule Starnberg.

Gymnasien: 1. Peer plus, Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach; 2. Innfloh, Ruperti-Gymnasium Mühldorf (Inn); 3. Augustierchen, Augustinus-Gymnasium Weiden.

Berufliche Schulen: 1. W.I.R., Berufliches Schulzentrum Oskar-von-Miller, Schwandorf; 2. Dach-Street-Journal, Samuel-Heinicke-Fachoberschule München; 3: Insider, Berufliche Oberschule Ingolstadt.

Realschulen: 1. Hilde, Staatliche Realschule Kemnath; 2. Die Idee, Maria-Ward-Realschule Mindelheim; 3. Bildungslücke, Staatliche Realschule Bad Kissingen.

Online: Freinger Zwitscher-Blatt, Gymnasium Freyung; News Kids, Grund-/Mittelschule Strullendorf; w.i.r.media, Städtische Wirtschaftsschule Röthelheim.

Neben einer Urkunde und einigen Minuten Ruhm bekommen die Schülerredaktionen eine Finanzspritze. Für die ersten Plätze gibt es je 500 Euro, für die zweiten 300 Euro, für die dritten 200 Euro. Die Online-Gewinner dürfen Seminare ihrer Wahl an der Akademie der Bayerischen Presse besuchen. Eine weitere Überraschung erwartet die Erstplatzierten in den Kategorien Gymnasium, Realschule, Mittelschule und berufliche Schule: Sie müssen im kommenden Jahr pausieren - der Chancengleichheit wegen.

Dafür rücken sie in den "Club der Besten" auf und erhalten eine spezielle journalistische Förderung. Wie die aussieht, verraten Ralf Nemetschek und Silke Zimmermann von der Nemetschek-Stiftung. Die Stiftung setzt sich für politische Bildung ein. Für den "Club der Besten" wird sie mit der SZ Workshops an den vier Schulen organisieren. Wie recherchiert man richtig? Wie checkt man Fake News? Wie schreibt man gute Texte? Ein "bunter Strauß" an Workshops sei geplant, sagt Zimmermann, auch für Eltern und Lehrkräfte werde es Angebote geben.

Neben den Verlagschefs von morgen zeigen am Montag auch die Tanzprofis von morgen ihr Können. Genauer: die Jungstudierenden der Ballettakademie der Hochschule für Musik und Theater München. Zu Melodien aus dem Nußknacker wirbeln Abordnungen aus China und dem nahen Osten durch den Raum, spielt eine Dame mit dem Fächer und ein Torero mit dem Stier. Nur Heinrich der Löwe schaut grimmig von einem Gemälde an der Wand.

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