Post-Streik:Viele Briefe bleiben in Bayern liegen

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  • In Bayern legen bei der Post 5000 Mitarbeiter die Arbeit nieder: Vor allem in den großen Sortierzentren wie München und Freising.
  • Postboten werden in den nächsten Tagen weniger oder gar keine Briefe austragen können.
  • Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

Von Ralf Scharnitzky, München

Bahn-Streik - viele Pendler in Bayern hat's getroffen. Kita-Streik - zahlreiche Eltern haben derzeit große Probleme. Post-Streik - bisher hat kaum einer was davon gemerkt. Das wird sich spätestens am Mittwochmorgen beim Blick in den Briefkasten ändern. Am Dienstag haben in ganz Bayern vor allem in den großen Sortierzentren wie München und Freising zahlreiche Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt - mit Auswirkungen auf ganz Deutschland. Die Postboten werden in den nächsten Tagen weniger oder gar keine Briefe austragen können; oder sie werden auch selber in den Streik treten.

Nach der fünften gescheiterten Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Post und Verdi erhöht die Gewerkschaft jetzt bundesweit den Druck auf den Arbeitgeber. Für Bayern heißt das: In bis zu 200 Betriebstätten der Post werden in den nächsten Tagen bis zu 5000 Mitarbeiter ihre Arbeit niederlegen. Anton Hirtreiter, bei Verdi Bayern für die Postdienste zuständig: "Ich schließe nicht aus, dass die Streiks bis kurz vor Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen am 20. Mai dauern."

Bisher war im Freistaat nur drei Mal jeweils für kurze Zeit punktuell gestreikt worden, mit bis zu 1500 Teilnehmern. Hirtreiter glaubt, dass allein durch den Streik am Dienstag in Bayern Millionen von Briefen und kleinen Päckchen nicht bearbeitet werden. Außerdem erwartet er, dass die Post Platzprobleme mit der Lagerung der Sendungen bekommen wird.

Was die Postler fordern

Das von der Deutschen Post AG vorgelegte und von Verdi abgelehnte Angebot bezeichnete Hirtreiter als "völlig inakzeptabel". Ein Kündigungsschutz bis 2018 sei das Papier nicht wert, wenn den Beschäftigten jeglicher Schutz vor Fremdvergabe genommen werde. Das abschreckende Beispiel der Verlagerung von mehreren tausend Arbeitsplätzen von der Deutschen Post AG in die Delivery GmbH zeige das überdeutlich. "Die Postlerinnen und Postler lassen sich doch hier nicht für dumm verkaufen", so Hirtreiter.

Aus diesem Grund fordert Verdi eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich, "um wenigstens den von der Deutschen Post begangenen Vertragsbruch zum Schutz vor Fremdvergabe zu kompensieren", so Hirtreiter. Verdi kämpft bundesweit gegen die Bildung von 49 Regionalgesellschaften, in denen die Mitarbeiter dann nach den niedrigeren Tarifregelungen der Speditions- und Logistikbranche bezahlt werden sollen. Außerdem fordert die Gewerkschaft im Zuge der Lohntarifverhandlungen 5,5 Prozent mehr Gehalt.

Die Deutsche Post teilte mit, auf die Warnstreiks vorbereitet zu sein. Vor allem mit verbeamteten Mitarbeitern will das Unternehmen den Betrieb weitgehend aufrechterhalten. In einzelnen Fällen, so heißt es, können Verzögerungen von ein bis zwei Werktagen jedoch nicht ausgeschlossen werden.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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