Polizistenmord von Augsburg:Spekulationen um Tathergang

Der ermordete Polizist soll einem Medienbericht zufolge "regelrecht hingerichtet" worden sein. Die Ermittler weisen dies entschieden zurück. Die verhafteten Brüder schweigen weiterhin.

Stefan Mayr

Nach der Festnahme der mutmaßlichen Polizistenmörder von Augsburg am Donnerstag gibt es neue Spekulationen um den Tathergang. Nach einem Bericht der Augsburger Allgemeinen soll der Polizist Mathias Vieth am 28. Oktober "regelrecht hingerichtet" worden sein. Die Zeitung berichtet, dass "einer der beiden Täter aus näherer Distanz erneut etliche Schüsse aus einer Maschinenpistole" auf den schwer verletzt am Boden liegenden Beamten abgegeben haben soll. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord wollte allerdings ausdrücklich nicht von einer "Hinrichtung" sprechen. Es stimme zwar, dass Vieth am Boden von Geschossen einer Schnellfeuerwaffe getroffen wurde. Dies sei aber im Verlauf des Schusswechsels geschehen, da Vieth nach ersten Treffern noch vom Boden aus zurückgeschossen habe.

Festnahmen im Fall des Augsburger Polizistenmordes

Im Fall um den in Augsburg ermordeten Polizisten haben die Beamten zwei Tatverdächtige festgenommen. Die Brüder schweigen zu den Vorwürfen.

(Foto: dapd)

Die Tatwaffe unterliegt nach Angaben der Polizei dem Kriegswaffen-Kontrollgesetz, "da ist schon der Besitz ein Verbrechen", so der Sprecher. Mathias Vieth wurde von mehreren Projektilen in Kopf, Hals und Unterkörper getroffen, andere Kugeln schlugen in seine schusssicheren Weste ein. Der 41-jährige Familienvater starb noch am Tatort.

Die zwei mutmaßlichen Täter Rudi R., 56, und sein Bruder Raimund M., 58, waren am Donnerstag in Augsburg und Friedberg festgenommen worden. Sie sitzen in Untersuchungshaft, bestreiten bislang eine Tatbeteiligung. Die Polizei dagegen ist sich sehr sicher, die Täter gefunden zu haben: Am Tatort wurde eine DNS-Spur des älteren Bruders gefunden. Zudem fanden die Ermittler in Verstecken in Friedberg, Kissing und Augsburg zahlreiche Waffen. Eines dieser Verstecke war der heruntergekommene Bauernhof eines Schwagers in Friedberg. Doch sowohl der Schwager als auch die Ehefrau des Raimund M. gelten nicht als verdächtige Mitwisser, sondern nur als Zeugen.

Ob unter den gefundenen Waffen auch die Tatwaffe war, ist bislang noch unklar. Dies ist nicht die einzige offene Frage dieses spektakulären Verbrechens: Warum kam Mathias Vieths Kollegin nur mit einem Streifschuss davon, während ihr Kollege gleich mehrmals getroffen wurde? Warum wurde von Rudi R. keinerlei DNS am Tatort gefunden, obwohl die Täter jede Menge Gegenstände hinterlassen haben? Unter anderem fand die Polizei am Tatort eine dritte Pistole, ein Motorrad sowie ein Helmvisier.

Nach Angaben der Polizei siedelten die Brüder in den 1960er Jahren im Kindesalter von Polen nach Deutschland über. Rudi R. trat bereits als Jugendlicher kriminell in Erscheinung. 1975 erschoss er im Alter von 19 Jahren an der Autobahnraststätte Augsburg-Nord einen Polizisten. Er saß dafür 19 Jahre lang im Gefängnis. Nach seiner Entlassung beging er bald weitere Straftaten.

Sein älterer Bruder Raimund M. gilt offiziell zwar als nicht vorbestraft, kam aber schon öfter mit dem Gesetz in Konflikt. Allerdings nur mit "Allerweltsdelikten", wie der Polizeisprecher es formuliert. Diese Gesetzesverstöße waren nicht schwer genug für einen Eintrag ins Bundeszentralregister.

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