Polizistenmord von Augsburg:Tochter des Hauptverdächtigen bricht ihr Schweigen

Die mutmaßlichen Augsburger Polizistenmörder schweigen weiter, nun hat sich die ebenfalls inhaftierte Tochter des Verdächtigen Raimund M. erstmals geäußert. Die Polizei prüft unterdessen, ob die beiden Männer auch an Überfällen auf Werttransporter beteiligt waren

Stefan Mayr

Die mutmaßlichen Augsburger Polizistenmörder Rudi R. und Raimund M. äußern sich wie bisher nicht zu den Vorwürfen, jetzt hat aber die ebenfalls inhaftierte Tochter des Raimund M. ihr Schweigen gebrochen. Im Keller der 31-jährigen Studentin wurde eine Kiste mit mehreren Schusswaffen und Handgranaten gefunden - darunter drei Kalaschnikow-Gewehre.

Ermittler entdecken nach Polizistenmord weiteres Waffenlager

Waren die Tatverdächtigen auch an Überfällen auf Werttransporter beteiligt? Einer der beiden wird in die Tiefgarage des Strafjustizzentrums gefahren.

(Foto: dapd)

Die Staatsanwaltschaft Augsburg wirft der Frau einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor, zumal sich auf den Waffen ein genetischer Fingerabdruck von ihr befand. Als Mittäterin kommt sie nicht in Betracht. Der Polizist Mathias Vieth wurde Ende Oktober nach einer nächtlichen Verfolgungsjagd von zwei Männern mit einer Kalaschnikow erschossen.

Nun berichtete die Frau den Ermittlern, sie habe die Kiste erst nach der Festnahme ihres Vaters im Keller entdeckt. Gemeldet habe sie den Fund aber nicht - offenbar, um Vater und Onkel nicht zusätzlich zu belasten. Die Ermittler prüfen nun, ob Raimund M. die Waffen seiner Tochter ohne deren Wissen untergeschoben hat - oder ob die Frau eingeweiht war.

Zur Frage, ob unter den gefundenen Gewehren und Pistolen die Tatwaffe war, äußerte sich die Staatsanwaltschaft bis heute nicht. Allerdings suchten Taucher der Polizei in dieser Woche in der Nähe des Tatorts zum wiederholten Mal den Lech und die Seitenkanäle ab. Offenbar gehen die Ermittler davon aus, dass die Mörder auf ihrer Flucht Gegenstände in den Fluss geworfen haben.

Eine Waffe, die bei den umfangreichen Durchsuchungsaktionen sichergestellt wurde, war nach Polizeiangaben bei einer früheren Straftat erbeutet worden: 2004 wurde ein Werttransportunternehmen in Augsburg überfallen.

Dabei wurden nicht nur 100.000 Euro gestohlen, sondern auch ein Revolver. Dieser wurde nun nach Angaben der Staatsanwaltschaft Augsburg "zweifelsfrei" in einem Versteck des Brüderpaares gefunden. Die Polizei prüft jetzt, ob die Brüder an diesem Raub beteiligt waren - und an zwei weiteren Überfällen auf Werttransport-Firmen: Bereits 2002 wurde in Ingolstadt eine Firma überfallen. Und 2008 wurde das Augsburger Unternehmen erneut heimgesucht. Alle drei Überfälle liefen ähnlich ab, heißt es.

Die Verteidiger der mutmaßlichen Täter verschärfen unterdessen ihre Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft, weil sie bislang nicht alle Ermittlungsakten erhalten haben. Rechtsanwalt Hartmut Wächtler wirft der Behörde sogar vor, sie verstoße gegen die Strafprozessordnung. Dort stehe unter Paragraph 147,3, dass Verteidigern "die Einsicht in (...) Gutachten von Sachverständigen" zu keiner Zeit des Verfahrens versagt werden darf. "Ich habe aber noch kein einziges Gutachten in den Akten", so Wächtler.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg weist diesen Vorwurf als "unbegründet" zurück und will sich öffentlich dazu nicht weiter äußern. Sie weist darauf hin, dass Wächtler ihr Vorgehen gerichtlich überprüfen lassen könne. Dies wiederum plant Wächtler nicht, weil es zu lange dauere und deshalb nicht erfolgversprechend sei.

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