Polizeihundeschule Herzogau:Polizeibeamte räumen Striptease ein

Die Polizeigewerkschaft beklagt eine öffentliche Hetzjagd auf die Polizeihundeführer - Beamte sollen währenddessen heikle Rituale und eine Striptease-Show in Herzogau bestätigt haben.

Die Hundeführer der Polizei fühlen sich nach dem Wirbel um die Polizeihundeschule in Herzogau einer öffentlichen Hetzjagd ausgesetzt.

Polizeihundeschule Herzogau: Skandal in Herzogau: Die Hundeführer der örtlichen Polizeihundeschule beklagen eine öffentliche Hetzjagd.

Skandal in Herzogau: Die Hundeführer der örtlichen Polizeihundeschule beklagen eine öffentliche Hetzjagd.

(Foto: Foto: dpa)

Die tägliche Arbeit der Diensthundeführer bei der Bayerischen Polizei werde inzwischen in unerträglicher Weise beeinträchtigt, teilte der bayerische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Hermann Benker, am Samstag in München mit.

Offensichtlich werde in weiten Teilen der Bevölkerung verkannt, dass die Vielzahl der Hundeführer der Polizei mit den Vorwürfen nichts zu tun habe und hervorragende Arbeit leiste. Die "öffentliche Hatz" gegen sie müsse daher umgehend beendet werden.

In einer anonymen Anzeige waren in der vergangenen Woche schwere Vorwürfe gegen Mitarbeiter der bayerischen Polizeihundeschule Herzogau in Waldmünchen (Landkreis Cham) erhoben worden. In einem Schreiben war den Ausbildern beispielsweise vorgeworfen worden, dass junge Polizistinnen zur Belustigung anderer Beamter auf allen Vieren an Stachelhalsbändern durch das Kasino der Behörde kriechen mussten.

Die Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Hundeschule waren am Freitag aber eingestellt worden, weil keine Hinweise auf Straftaten gefunden worden waren. Dennoch stießen die Ermittler auf dubiose Praktiken bei der "Erstlingstaufe" von Hundeführern.

Nach Informationen des Magazins Spiegel haben Beamte heikle Rituale und eine Striptease-Show bestätigt. Der stellvertretende Leiter der Polizeihundeschule habe in einer dienstrechtlichen Vernehmung eingeräumt, dass bei einem Abschlussabend eines Hundeführerseminars im Jahr 2001 eine Striptease-Tänzerin in der Einrichtung aufgetreten ist.

Er sei davon überrascht worden, sei allerdings auch nicht eingeschritten, um sich nicht unbeliebt zu machen. Ein Ausbilder habe zudem bestätigt, dass bei den sogenannten Taufen, mit denen Neulinge in den Kreis der Hundeführer aufgenommen wurden, auch Elektrohalsbänder getragen wurden.

Er selbst habe freiwillig bei einer solchen Taufe mitgemacht und ein Halsband umgelegt bekommen. Ob die Taufrituale gegen die guten Sitten verstoßen könnten, sei bereits im Februar dieses Jahres Thema bei einer Dienstbesprechung in der Schule gewesen, heißt es in dem Bericht. Allerdings sollen die Ausbilder der Schulleitung versichert haben, dass die Taufen in keiner Weise menschenverachtend seien.

Die Schulleitung habe daraufhin keinen Handlungsbedarf gesehen. Der bayerische Landtagsvizepräsident Peter Paul Gantzer (SPD) kritisierte die Einstellung der Ermittlungen. "Die Staatsanwaltschaft hat es sich mit der Befragung der Polizistinnen ziemlich einfach gemacht", sagte er der Berliner Zeitung.

"Wie in jedem anderen Corps gilt hier auch: Wer jetzt auspackt, der ist verbrannt in der bayerischen Polizei." Daher sei die Einstellung der Ermittlungen auf keinen Fall ein Persilschein für das Innenministerium.

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