Politikum:Verdächtige Altersvorsorge

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Der Ingolstädter OB muss Fragen der Rathaus-Opposition beantworten zu seiner Firma und seiner Verbindung zu einem Neuburger Bauunternehmer

Von Johann Osel

Eine Minute Fußweg nur hat Ingolstadts Oberbürgermeister vom Büro im Rathaus zum Hauptsitz der Sparkasse. Bei Sorgen um seine Altersvorsorge wäre er dort sicherlich bestens aufgehoben gewesen; und es hätte wohl kaum der Azubi die Beratung übernommen, eher ein Profi in den lichtdurchfluteten oberen Etagen. Vielleicht würde der OB dann heute in Windkraft-Fonds an der Ostsee investieren, weit weg von Ingolstadt. Christian Lösel entschied anders: Er gründete mit seiner Frau sowie seinem Vorgänger Alfred Lehmann samt Gattin eine Firma. Eben zur Altersvorsorge, wie er betont. Die Firma der CSU-Politiker stieg bei einer GmbH ein, die größtenteils dem Neuburger Bauunternehmer Hans Mayr und der dortigen Sparkasse gehört. Diese GmbH baute und betreibt in Neuburg eine Halle für den Audi-Zulieferer Magna. Mayr wiederum baut auch in Ingolstadt. Das erregt Verdacht.

Die Opposition im Rathaus hat jüngst Fragen zur Altersvorsorge des OB eingereicht. Wer hier keinen Interessenskonflikt sehe, heißt es, sei "mit politischer Blindheit geschlagen". Lösels Sprecher zeigt sich irritiert über die "politische Bewertung" bereits vor Beantwortung der Fragen. Das stimmt: Bisherige Fragen im Stadtrat, vor allem zum Klinik-Skandal, hatte der OB penibel abgearbeitet. Für die neuen Antworten ist eine Sitzung in drei Wochen vorgesehen. Lösel soll und muss die Fragen wie vereinbart beantworten dürfen - ohne Vorverurteilung. Gleichwohl: Man darf sich kaum wundern, dass mancher schon die nächste Bombe wittert angesichts des Ingolstädter Affärengeflechts, in dem es um Vetternwirtschaft am Klinikum und einen Immobiliendeal mit Alt-OB Lehmann auf dem alten Klinikgelände geht. Der Landshuter OB-Kollege Alexander Putz (FDP) nennt Ingolstadt gar "Klein-Regensburg". Die Ermittlungen laufen.

Die Firma des OB kann sich am Ende auch als völlig legitim entpuppen. Fest steht aber: Bei der Altersvorsorge fehlte Lösel offenbar Fingerspitzengefühl. Wie auch seinem Vorgänger: Als Alt-OB und Stadtrat ging Lehmann mindestens zwei Beraterverträge ein, einen bei Hans Mayr. Dieser hat sich gerade im Donaukurier zu Wort gemeldet - empört über die Vorwürfe, die suggerierten, "dass wir die letzten korrupten Hunde wären".

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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