Politikum:So sicher wie Wetterprognosen

Nach der neuesten Sat.1-Umfrage ist Joachim Herrmann bei den Wählern beliebter als Markus Söder. Das muss keinen beunruhigen. Umfragen sind so zuverlässig wie Wetterprognosen

Von Wolfgang Wittl

Huch, da werden sich ein paar Leute aber ziemlich erschrocken haben, sofern sie an Umfragen glauben. Markus Söder vielleicht, weil er in der Wählergunst plötzlich hinter Joachim Herrmann zurückgefallen sein soll. Herrmann wiederum, weil er auf einmal vor Söder liegt. Und Karl-Theodor zu Guttenberg, weil er in dem Ranking auftaucht, obwohl er mit der bayerischen Politik doch eigentlich gar nichts mehr am Hut haben will. Andere hingegen wie Alexander Dobrindt kommen überhaupt nicht in der Rangliste vor, die Sat.1 nun vorgestellt hat. Da kann die Gefühlswelt eines CSU-Politikers schon einmal durcheinandergeraten.

Ernsthafte Sorgen muss sich allerdings niemand machen. Umfragen, zumal zweieinhalb Jahre vor der kommenden Landtagswahl, sind so zuverlässig wie die Wetterprognose für den übernächsten Sommer. Wenn sich 61 Prozent der Bayern jetzt wünschen, dass Herrmann künftig eine herausragende Rolle spielen soll, dann heißt das nichts anderes, als dass sie mit der Arbeit des Innenministers weitgehend zufrieden sind. Söder kommt auf 60 Prozent, liegt bei den CSU-Anhängern aber schon wieder zwei Prozent vor Herrmann. Auch Ilse Aigner befindet sich noch in Reichweite. Die aussagekräftigere Frage, wer als Spitzenkandidat in den Wahlkampf ziehen sollte, wurde nicht gestellt. Diesbezüglich lässt Herrmann übrigens seit Monaten keinerlei Ambitionen erkennen.

Die Frage, welcher der Prinzlinge am Hofe Horst Seehofers eines Tages zum Zug kommt, wird wie so oft die Landtagsfraktion beantworten, die sich traditionell hinter dem mutmaßlich stärksten Kandidaten schart. Noch aber thront der Ministerpräsident über allen möglichen Nachfolgern. Seehofer wird seine Beliebtheit in der Bevölkerung nutzen, um die Amtszeit nach seinen Vorstellungen zu Ende bringen zu können. Dabei hilft es ihm, dass das Trauma vom Sturz eines Ministerpräsidenten (Edmund Stoiber) in der CSU bis heute nachwirkt. Apropos: Stoibers Nachfolger Günther Beckstein durfte sich kurz vor der Wahl 2008 noch über Prognosen freuen, die ihm eine absolute Mehrheit vorhersagten. Wenig später war Beckstein Geschichte, der neue starke Mann hieß Seehofer. So viel zu Umfragen.

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