Politikum:Planer ins Exil

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Bayern will 180 Mitarbeiter der Autobahndirektion Süd aufs Land verlagern. Sie kommen schon jetzt mit der Arbeit kaum nach

Von Matthias Köpf

Für Bayerns Straßenplaner gibt es in den kommenden Jahren viel zu tun: Bis 2030 sollen laut dem derzeit allerorten debattierten Bundesverkehrswegeplan mehr als elf Milliarden Euro in den Freistaat fließen - zum großen Teil in den Straßenbau. Bayern kommt dabei laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt nicht deswegen so gut weg, weil er bei sich daheim eben Wert auf glatten Asphalt legte, sondern weil die Bayern ihre Vorhaben eben zügig vorantreiben und all das Geld auch tatsächlich ausgeben können.

Weil aber Bayerns Planungs- und Straßenbaubehörden im Bund nicht nur als die weitaus besten gelten, sondern sogar als die einzig wirklich funktionierenden, basteln Dobrindt, Finanzminister Wolfgang Schäuble und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel schon seit Längerem an einer Bundesautobahngesellschaft nach dem Vorbild der - übrigens rein mautfinanzierten - österreichischen Asfinag. Die Länder wollen ihre Behörden und ihren Einfluss aber nicht abgeben, am allerwenigsten der Planungs-Musterknabe Bayern, vertreten durch Landesverkehrsminister Joachim Herrmann.

Während sich Herrmann für die Staatsregierung gegen Dobrindts Zentralisierungspläne stemmt, arbeitet Heimat- und Finanzminister Markus Söder an der weiteren Dezentralisierung der eigenen Kräfte. So soll die Autobahndirektion Südbayern im Zuge Behördenverlagerung aufs Land 160 Stellen nach Deggendorf und 20 nach Kempten verschieben - weit weg von allen Großprojekten wie der A 8 Richtung Salzburg oder der A 94 Richtung Mühldorf, mit denen die Autobahndirektion auf Dobrindts nationaler Prioritätenliste ganz oben gelandet ist und für sie allein ein rundes Viertel der bayerischen Gesamtsumme ausgeben darf.

Die davon durchaus geschmeichelte Behörde weiß aber auch ohne die Zerschlagung ihrer Strukturen kaum, wie sie das alles stemmen soll. Zugleich muss sie sich mit der Frage befassen, ob sie irgendwie um die Zerstreuung ihres kleinen, aber gut eingespielten Maisacher Planungsteams durch die Behördenverlagerung herumkommt. Und so führt der Weg zur Bundesautobahngesellschaft ganz ungeplant am Ende doch noch über Deggendorf und Kempten.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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