CSU:Hoher Besuch in der CSU-Landesgruppe

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Markus Söder und Horst Seehofer haben bei der Landesgruppe in Berlin vorbeigeschaut. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Alphatiere Horst Seehofer und Markus Söder reisten kürzlich zu den Kollegen in die Bundeshauptstadt. Und trafen auf Dutzende ihrer Art.

Kolumne von Wolfgang Wittl

Seltsame Dinge gehen in Berlin vor sich: Vergangene Woche soll allen Ernstes, wahr und leibhaftig, Horst Seehofer in der CSU-Landesgruppe gesichtet worden sein. Damit nicht genug: Am Donnerstag hat es - nach jahrelanger Abstinenz - eine Person dem Parteichef gleichgetan, die ausgesehen haben soll wie Markus Söder.

Glaubwürdige Zeugen berichten, der Mann habe Söder nicht nur optisch geähnelt, sondern auch gesprochen wie er. An der Echtheit des bayerischen Finanzministers gab es spätestens dann keinen Zweifel mehr, als besagte Person versicherte, sie werde lieber bis zur nächsten Bundestagswahl durch die Nürnberger Norikusbucht schwimmen, ehe sie jemals in die Bundeshauptstadt wechsele.

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Von Wolfgang Wittl

In jeder anderen Partei würden die Besuche des Spitzenpersonals als Versuch gewertet, eigene Ambitionen zu stärken. Bei der CSU ist der Fall wieder mal anders gelagert, Berlin gilt dort als Sperrzone. Im Moment überbieten sich die Parteigranden, um in Bayern oder Brüssel bleiben zu dürfen. Und das, obwohl Seehofer befohlen hat, ein Alphatier müsse wieder Schwung in den Berliner Laden bringen. Mit welcher Begeisterung die Pläne in der Landesgruppe aufgenommen wurden, ist leicht zu erahnen.

Egal ob nun Joachim Herrmann, Ilse Aigner, Manfred Weber, Söder oder Seehofer gehandelt werden - ein größeres Misstrauensvotum hätte der CSU-Chef seinem Berliner Personal nicht ausstellen können. Nur mit einer bekannten Figur jenseits der Landesgruppe könne sich die CSU wieder ein klassisches Ministerium greifen, sagt Seehofer. Man darf sich schon jetzt freuen, wie die CSU ihre Köpfe im Bund anpreisen wird, sollte sich kein Großkopferter von außerhalb nach Berlin schicken lassen.

Einmal im Monat möchte Seehofer künftig in der Landesgruppe vorbeikommen - mancher sieht darin mehr eine Drohung als ein Versprechen. An Selbstbewusstsein mangelt es den 56 Abgeordneten bis jetzt allerdings noch nicht. Bei Seehofers jüngstem Besuch sagte Entwicklungshilfeminister Gerd Müller unter tosendem Applaus, die Landesgruppe benötige kein Alphatier, sie habe bereits 56 Alphatiere. In München wurde der Satz eher als humoristischer Beitrag zur internen Entspannung gewertet.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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