CDU und CSU:Ein Briefchen an den lieben Horst

Das war 2015 - CSU-Parteitag

Das Verhältnis von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) ist bestenfalls angespannt.

(Foto: dpa)

Von außen ist nur schwer zu erkennen, ob das Verhältnis zwischen Seehofer und Merkel nur halbwegs oder schon ganz zerrüttet ist. Die SZ ist darum einen anderen Weg gegangen.

Glosse von Wolfgang Wittl

Das Verhältnis von Horst Seehofer zu Angela Merkel wird zunehmend für zerrüttet gehalten, bestenfalls für professionell und gerade noch arbeitstauglich. Die Beteiligten bestreiten das offiziell zwar, aber wenn man das nur so genau wüsste. Die Öffentlichkeit sitzt ja leider nicht mit am Tisch, wenn Kanzlerin und Ministerpräsident miteinander plaudern. Sie kann also nur das bewerten, was offensichtlich ist. Etwa wenn die bayerische Staatsregierung dem Bund in der Flüchtlingspolitik mit einer Verfassungsklage droht.

Zwei Monate sind inzwischen vergangen, und noch immer ist der Antwortbrief aus Berlin in München nicht eingetroffen. Er renne jetzt nicht jeden Tag zum Briefkasten der Staatskanzlei und sehe nach, sagt Seehofer. Doch warum eigentlich nicht? Die SZ ist deshalb selbst hingerannt - und wurde prompt fündig. Man glaubt es kaum: Die Zusammenarbeit mit Seehofer funktioniert laut Merkels Zeilen wirklich völlig ungetrübt. Zumindest was ohne Anspruch auf seinen Wahrheitsgehalt im Halbdunkel des Briefkastens zu erkennen war.

Lieber Horst,

der Viktor hat mir beim letzten EU-Gipfel ausgerichtet, Du wartest immer noch auf mein Antwortschreiben wegen Deiner Verfassungsklage. Tut mir leid, ich hatte das in der Hektik schon ganz vergessen. Du weißt ja: Um die wichtigen Sachen kümmert man sich sofort, die anderen (. . .) Jedenfalls kann ich Dir mitteilen, dass wir Dein Anliegen sehr ernst nehmen, wie alles, was Dich bedrückt. Ich habe in den Ministerien nachfragen lassen, wie weit sie schon sind. Das Justizministerium hat den Eingang Deines Briefs jetzt bestätigt. Ich bin sicher, dass wir beide mit dieser Methode auch noch gut über die nächsten Landtagswahlen kommen. (Nun guck nicht so, war nur'n Späßchen.) Wenn Du nichts dagegen hast, werde ich die ausführliche juristische Antwort erst den Peter Altmaier twittern lassen, bevor wir sie übernächstes Jahr abschicken. (. . .) Ansonsten danke für Deine Nachfrage, mir geht es gut. Ich sehe keinen Grund zur Klage. Du hoffentlich auch nicht. ;-)

Viele Grüße, Angela

P. S.: Den Markus Söder habe ich zuletzt gerne für seine sachliche Kritik an mir gelobt. Wie abgemacht. Das dürfte ihn bei Euch einige Pluspunkte kosten.

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