Gedenkfeier zum 100. Geburtstag:Merkel hat keine Zeit für Strauß

Gedenkfeier zum 100. Geburtstag: Kam vor 100 Jahren auf die Welt: Franz Josef Strauß.

Kam vor 100 Jahren auf die Welt: Franz Josef Strauß.

(Foto: imago stock&people)

Am 4. September findet in München ein Staatsempfang zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß statt. Aber ohne die Kanzlerin - obwohl sie am selben Tag in der Stadt ist.

Von Wolfgang Wittl

Es war im Grunde nur ein Wimpernschlag, um den sich die beiden größten Vorsitzenden, welche die Union jemals hatte, verpassten. Denn was sind im Angesicht der Geschichte schon ein paar Jährchen? Man schrieb den 3. Oktober 1988, als Franz Josef Strauß sein Leben aushauchte, nachdem er zwei Tage vorher auf der Hirschjagd bewusstlos darniedergesunken war.

Die promovierte Physikerin Angela Merkel arbeitete zu dieser Zeit in der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften, Abteilung Theoretische Chemie. Auf den Tag genau zwei Jahre nach Strauß' Tod feierte Deutschland seine Wiedervereinigung, und Merkels unaufhaltsamer politischer Aufstieg nahm seinen Lauf.

Was Merkel in München zu tun hat

Heute ist Merkel bekanntlich die bedeutendste Frau der Welt. Das mag zu einem kleinen Teil an ihrer Rolle als CDU-Chefin und deutsche Kanzlerin liegen, vor allem aber daran, dass die CSU ihr in einer Weise hinterherdackelt, wie man es nur bei Strauß gewohnt war. So mancher hatte daher vielleicht gehofft, Merkel würde Strauß persönlich die Ehre erweisen, wenn jetzt die Feierlichkeiten zu dessen 100. Geburtstag einsetzen, quasi von Idol zu Idol.

Aber die Frau ist natürlich viel beschäftigt. Griechenland retten, Europa oder das Weltklima: Irgendetwas wird ihr schon wieder dazwischengekommen sein, mag man sich in der CSU gedacht haben - zumindest bis Merkels Terminplan bekannt wurde.

Wer beim Staatsempfang redet

Am 4. September, wenn in der Münchner Allerheiligen-Hofkirche die ersten Weihrauchfässer auf Strauß geschwungen werden, befindet sich Merkel nicht in Brüssel oder Washington, sondern just auf der Rückreise aus: Bayern! Erst besucht sie an der Grund- und Mittelschule in Buch am Erlbach eine MINT-Garage, dann schaut sie an der TU München vorbei.

Um 14.30 Uhr soll der Termin zu Ende sein, weshalb Laien meinen könnten, die eine Stunde später beginnenden Strauß-Jubelchöre lägen ideal für einen Abstecher. Die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung wird reden, ebenso der frühere CSU-Chef Edmund Stoiber, Ministerpräsident Horst Seehofer lädt in die Residenz zum Staatsempfang. Nur Merkel musste leider absagen, aber vielleicht hat sie ja nur den Titel für den Festakt falsch interpretiert. Der Anfang lautet: "Dankbar rückwärts!"

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