Politikum:Die doppelte Bilanz der FDP

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Die bayerischen Liberalen schießen auf die Staatsregierung und sich selbst

Von Lisa Schnell

Die FDP hat es nicht leicht in Bayern. Nur selten durfte sie regieren und dann krönte die letzte gelbe Machtperiode auch noch der Totalrauswurf - aus dem Landtag, aus der alten Parteizentrale, aus den Köpfen der Menschen. Um da wieder rein zu kommen, versucht die FDP so einiges, etwa ein neues Layout der Pressemitteilungen. In grellem Pink und Hellblau leuchten die Lettern, die Schriftgröße umgekehrt proportional zur FDP-Beliebtheit: riesengroß. Klug, denn auch in der einen Sekunde, die das Wegklicken braucht, bleibt was im Gedächtnis.

Zuletzt verfing sich auf diese Weise die Einladung zu einer Pressekonferenz, Thema: die "Halbzeitbilanz der CSU". Verwunderlich. Denn am selben Tag trudelte eine ganz ähnliche Mail ein. Auch aus den Reihen der FDP, zum selben Thema. Verfasst hatten sie die ehemaligen FDP-Staatsminister Martin Zeil und Wolfgang Heubisch. Was der Landesverband erst bei der Pressekonferenz diese Woche verkünden wollte, lieferten sie schon vorher ab. "Das ist nicht schön", sagt dazu FDP-Landesverbandschef Albert Duin. Es habe wohl "Unstimmigkeiten" gegeben.

Ärgerlich, wo er die Partei doch noch im November 2015 zur "Geschlossenheit" aufrief. "Wir müssen die Gräben schließen", sagte er da. Freilich meinen manche, er selbst habe doch selbst kräftig beim Ausheben der Gräben mitgeholfen. Etwa als er - damals ein absoluter Niemand in der Partei - den Erneuerungswunsch der FDP in ihrem Katastrophenjahr 2013 ausnutzte und gegen den langjährigen Fraktionschef Thomas Hacker antrat. Der wäre auch gerne FDP-Chef geworden, doch die alten Gesichter könnten die Leute nicht mehr sehen, giftete Duin damals. Dafür besteht die FDP jetzt aus lauter neuen Gesichtern, die keiner kennt. Gefragter seien dann aber doch die alten Hasen wie Heubisch oder Zeil, zumindest stellt Zeil das gerne so dar. Nur, weil sie so viele Anfragen bekamen, hätten sie die Mail verfasst, die dem Landesverband jetzt die Pressekonferenz verhagelt. Keinesfalls, um ihm eins auszuwischen, beteuert Zeil. Und selbst wenn doch, dann haben sie zumindest der Partei einen Gefallen getan, über die jetzt wieder berichtet wird.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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