Flüchtlingspolitik:Braucht die CSU Deutsch-Nachhilfe?

Politischer Aschermittwoch - CSU

Natürlich darf jedem Mal ein Fehler passieren, sogar bei der CSU kann mal was durcheinander geraten.

(Foto: dpa)

Sollen Flüchtlinge "deutsch lernen" oder "Deutsch lernen"? Das geht aus dem CSU-Papier zur Flüchtlingspolitik nicht recht hervor. Ist der Partei am Ende auch bei "Leitkultur" ein Rechtschreibfehler unterlaufen?

Glosse von Lisa Schnell

Der Integrationsbeauftragte Martin Neumeyer verteilt an seinen "Lies-Ständen" das Grundgesetz besonders gern an Zuwanderer. Ein guter Ansatz, der aber weiterentwickelt werden muss. Anstatt Ausländern die Verfassung in die Hand zu drücken, scheint es derzeit dringender zu sein, der CSU den Duden ans Herz zu legen. Neben den "Lies-Ständen" sollte es dann auch "Schreib-Stände" geben, an denen CSUler üben können.

Der eigentliche Skandal nämlich, um die gar nicht mal so neuen, aber dafür in AfD-Manier formulierten Forderungen der CSU nach einer härteren Flüchtlingspolitik, wurde bis jetzt noch nicht entdeckt. Er findet sich auf Seite drei, Zeile 25: "Wer bei uns leben will, muss sich integrieren, deutsch lernen." Äh, "deutsch" lernen? Oder vielleicht doch eher "Deutsch" lernen? So steht es zumindest im Duden. Kann es sein, dass selbst die CSU die deutsche Sprache nicht ganz beherrscht? Die "Bringschuld", die sie von Zuwanderern einfordert, selbst nicht erfüllt?

Der Streit mit Merkel - nur ein sprachliches Missverständnis?

Aber keine Sorge. Wenn sie nett fragen, dann räumen Syrer und Eritreer den CSUlern in ihren Deutschkursen bestimmt ein Gastrecht ein. Dazu müsste es allerdings erst genügend Kurse geben. Helfen könnten auch Transitzonen vor der Parteizentrale in München. Nur wer "L-e-i-t-k-u-l-t-u-r" einwandfrei buchstabieren kann, wird eingelassen. Allen anderen droht die Abschiebung nach Preußen. Am besten nach Hannover, wo sie noch einen Kurs in Hochdeutsch belegen müssen. Aber man sollte jetzt nicht zu gemein sein. Natürlich darf jedem mal ein Fehler passieren, selbst der CSU.

Vielleicht ist die Leitkultur ja auch nur ein Schreibfehler. Vielleicht meinte die CSU "Leidkultur". Schon wäre die mühsame Diskussion Vergangenheit und die Integration ein Leichtes. Denn was das Leiden angeht, müsste wohl jeder Bayer Nachhilfe bei den Geflohenen nehmen. Statt "die Burka hat in Deutschland nichts verloren" wollte die CSU vielleicht schreiben: "Bitte die Burka in Deutschland nicht verlieren."

Die ganze Aufregung, der Streit mit der Kanzlerin sind am Ende vielleicht nur ein sprachliches Missverständnis, das sich lösen ließe, wenn endlich ein klares Deutsch gesprochen wird. Oder doch "deutsch"?

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