Politikum:Auf der roten Welle

Mensch, die SPD! Jetzt hat sie einen ganzen Fluss unter ihrer Kontrolle, von der Quelle bis zur Mündung. Oder so ähnlich

Von Katja Auer

Der Geografie fällt in der Politik eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, nicht nur in der CSU, die bekanntlich das schöne Bayern erfunden hat. Wo einer herkommt, kann entscheidend dafür sein, was aus ihm wird. Es gibt Leute, die glauben heute noch, dass Günther Beckstein als Ministerpräsident zurücktreten musste, weil er Franke ist. Und so manches Kabinett hätte anders ausgesehen, wäre es nicht nach dem Regionalproporz, sondern allein nach den Fähigkeiten der potenziellen Kandidaten zusammengestellt worden.

Auch die SPD hat ihre Erfahrungen mit der Geografie gemacht, wenn auch nicht im Zusammenhang mit einer Regierungsbildung, darin haben die bayerischen Genossen gar keine Erfahrung. Das letzte Mal, als sich einer aufmachte, um Regierungschef zu werden, da verirrte sich jener Mann aus München ganz gewaltig in den fränkischen Niederungen. Sinnbildlich nur, aber das hat gereicht. Wenngleich es übertrieben wäre zu behaupten, dass er nur deswegen nicht Ministerpräsident geworden ist.

Jetzt hat mal wieder ein Genosse einen Posten errungen und zwar den des Oberbürgermeisters von Forchheim. Das ist eine kleine Stadt in Oberfranken, zwischen Erlangen und Bamberg gelegen. Und an der Regnitz, was die SPD-Generalsekretärin für erwähnenswert hielt, weil jenes Flüsschen nun nämlich rot sei. Von Pegnitz (an der Pegnitz, die dann in die Regnitz mündest, was das Bild ein bisschen sperrig macht), bis nach Bamberg regieren nun SPD-Bürgermeister. Dazwischen liegen noch Fürth, Nürnberg und Erlangen. Von der Quelle bis zur Mündung, jubiliert die SPD, stelle die Partei nun die Chefs am Flusslauf. Das klingt gut, man muss sich nur zu vermarkten wissen in der Politik-Geografie. In der CSU war schließlich auch von der mächtigen Südschiene mit Baden-Württemberg die Rede, bis ein Grüner ein tektonisches Beben auslöste. Jetzt also der Sozi-Sechser an der Regnitz. Die ist immerhin fast 60 Kilometer lang und entlang des Flüsschens finden sich ein paar wirklich schöne Biergärten. Dann mündet die Regnitz in den Main, aber das tut nichts zur Sache. Denn schon knapp hinter Bambergs Stadtgrenze, am Main, sitzt ein Schwarzer im Rathaus von Hallstadt. Der heißt übrigens Söder.

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