Politik-Posse in Oberbayern:Allein angetreten - und verloren

Kommunalwahl  2014

Bürgermeisterwahl in Schwaigen: Weniger als die Hälfte der Wähler haben dort für den einzigen Kandidaten gestimmt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Er hatte keinen Gegenkandidaten und hat trotzdem verloren: Der Schwaiger Bürgermeister Karl Schwarzberger hat nicht einmal die Hälfte der Stimmen erhalten. Jetzt hat er keine Lust mehr.

Von Eva Limmer

Die Weiler tragen so klangvolle Namen wie Fuchsloch oder Apfelbichl: Mit 600 Einwohnern ist die Gemeinde Schwaigen im bayerischen Oberland wohl das, was man unter Alpencharme verbucht. Nicht ganz so charmant ist das, was dem amtierenden Bürgermeister von Schwaigen, Karl Schwarzberger, am Sonntag passiert ist.

Als einziger Kandidat ist er bei der Bürgermeisterwahl angetreten. Eigentlich eine gmahde Wiesn, wie der Bayer sagt, eine klare Sache. Doch nur 46,41 Prozent der Wähler machten ihr Kreuz bei ihm. Eigentlich ist das unvorstellbar. Denn sonst fahren Kandidaten ohne Gegner Traumwahlergebnisse von mehr als 90 Prozent ein und werden am nächsten Tag als "ewige Champions" betitelt. Und weil er eben kein Champion geworden ist, hat Schwarzberger jetzt keine Lust mehr. Er will sein Amt hinschmeissen.

Was das Wahlergebnis über die Beliebtheit von Schwarzberger aussagt, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Klar ist, dass mehr als die Hälfte der Wähler ihre Stimme lieber ungültig gemacht oder jemand anderen auf die Liste geschrieben haben, der gar nicht zur Wahl stand. 22 Stimmen haben Schwarzberger am Ende gefehlt, um überhaupt die 50-Prozent-Marke zu erreichen, die für eine erfolgreiche Wahl nötig ist.

Warum es so kam, ist nicht ganz klar. Einen offiziellen oder offensichtlichen Gegenkandidaten gab es zu keiner Zeit. Ganz wohl war Schwarzberger jedoch offenbar von Anfang an nicht bei seiner Kandidatur. Schon bei der Aufstellungsversammlung war die Mehrheit für Schwarzberger knapp - nur 36 von 67 Stimmberechtigten seiner Wählergruppe "Gemeinsam für unsere Gemeinde" stimmten für seine Kandidatur.

"Das war ihm eigentlich schon zu dünn. Aber viele haben halt zu ihm gesagt, er soll es nochmal machen", sagt Martin Gratz, Wahlbeauftragter von Ohlstadt, eine Verwaltungsgemeinschaft zu der auch die Gemeinde Schwaigen gehört. Warum er dann eine solche Wahlschlappe hinnehmen musste, das kann sich Martin Gratz auch nur schwer erklären: "In so einer kleinen Gemeinde kennt jeder jeden. Das muss ja dann was Persönliches gewesen sein."

Hubert Mangold war einer der Namen, den immerhin 55 Wahlberechtigte auf den Stimmzettel geschrieben haben - was ihn zum unfreiwilligen Gegenkandidaten macht. Dabei hatte der ehemalige Gemeinderat bei dieser Wahl eine neutrale Funktion: Er war der Wahlleiter. Eine Funktion, die mit einem politischen Engagement eigentlich nicht zu vereinen ist.

Theoretisch könnte es jetzt eine Stichwahl zwischen den beiden geben. Doch ob es dazu kommen wird, ist noch unklar. Mangold wollte am Sonntag noch keine Aussage treffen. Und Karl Schwarzberger hat dem Münchner Merkur gesagt, dass er nach diesem Ergebnis nicht bereit sei weiterzumachen. Als Grund dafür nennt er mangelnden Rückhalt. Beide Kandidaten waren am Montag für ein Gespräch mit Süddeutsche.de nicht erreichbar.

Zwei Szenarien, wie es jetzt in Schwaigen weitergeht, zeichnet Thomas Reindl-Rieger, leitender Wahlsachbeamter im Landratsamt Garmisch-Partenkirchen: "Entweder Mangold stellt sich der Stichwahl und gewinnt. Dann gibt es in zwei Wochen ganz regulär einen neuen Bürgermeister in Schwaigen. Oder er nimmt nicht an der Stichwahl teil, dann ist Schwarzberger weiter Rathauschef und kann die Wahl nicht annehmen, was zu Neuwahlen führt."

Drei Monate dauert es, bis erneut gewählt werden kann in Schwaigen. Das Problematische an einer Wahlwiederholung ist laut Reindl-Rieger, dass die Amtszeit des Bürgermeisters am 30. April endet. Das Landratsamt muss dann eine Person bestimmen, die die Amtsgeschäfte in der Zeit bis zur Neuwahl in Schwaigen übernimmt. Wer sich das jetzt in Schwaigen noch zutraut, ist allerdings fraglich.

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