Playmobil-Sammler Didier Fessard:"Lego war für mich immer nur die zweite Wahl"

Er weiß, wie man einen Klicky zerlegt und welches Set sich hinter der Nummer 3420 verbirgt: Didier Fessard sammelt Playmobil. Hier zeigt er uns sein Reich, erzählt, wie er es verwaltet und welchen großen Fund er vergangene Woche gemacht hat.

Von Thierry Backes

Um einen Klicky zu zerlegen, muss man seinen Kopf zur Seite drehen, die Beine anwinkeln, ihn auf einen weichen Untergrund stellen und ihm dann einen sanften Schlag auf den Hinterkopf verpassen. Didier Fessard greift sich eine gelbe Playmobil-Figur aus der Tüte, in der ausschließlich gelbe Playmobil-Figuren liegen, und führt es vor. Schon zerfällt das Männlein in seine Einzelteile, in Kopf, Rumpf, zwei Arme, die immobilen Beine und das "Inlay", jenes Plastikteil, das jeden Klicky im Innersten zusammenhält. "Kinder wissen gar nicht, dass das überhaupt geht", sagt er, und man möchte hinzufügen: viele Erwachsene auch nicht.

Didier Fessard, Jahrgang 1974, sammelt Playmobil. Er nennt 2000 Figuren sein Eigen und 500 bis 600 sogenannte Sets, das ist nicht gerade wenig für jemanden, der seinem Hobby erst seit 2008 nachgeht. Damals wünschte sich seine Tochter Lilly das neue Prinzessinnenschloss zum Geburtstag. Als es Fessard zu Hause aufbaute, fühlte er sich an seine Kindheit erinnert. Wenig später entdeckte er die Safari-Station auf einem Flohmarkt und kramte 20 Euro aus seinem Portemonnaie. "Damit brach das Sammelfieber endgültig aus", sagt er.

Der Berufssoldat landete bald in dem Internetforum klickywelt.de, in dem sich die Playmobil-Sammler organisieren. Etwa 2000 Nutzer unterhalten sich hier über ihre Leidenschaft, sie posten Bilder ihrer Dioramen (Spielwelten) und tauschen Sets oder Figuren. Didier Fessard ist mittlerweile einer der Moderatoren des Forums, altes Playmobil sucht er aber lieber bei regionalen Anzeigenportalen. "Für Eltern, die alte Playmobil-Kisten auf dem Dachboden finden, ist das ein Haufen Plastik, den sie loswerden wollen", sagt er. "Für mich ist das vielleicht der Fund des Monats."

Erst letzte Woche hat Didier Fessard wieder so einen Fund gemacht: das "Fort Union", Set Nummer 3420, ein Armeestützpunkt im Wilden Westen. "Das war das allererste Set, das ich als Kind bekommen habe", sagt er. Nun hat er es wieder, in Originalverpackung und in gutem Zustand.

Das Fort Union bleibt vorerst auch in seiner Kiste. Um es aufzubauen, fehlt Fessard schlicht der Platz. Sein kleines Reich in einem Reihenhaus in Landshut misst gerade mal zwölf Quadratmeter - und schon für das hat er kämpfen müssen, als er mit seiner Frau und den beiden Kindern 2011 hier einzog. Nun kann er immerhin behaupten: "Meine Frau toleriert mein Hobby."

Pirat Rico fehlt in Fessards Sammlung

In Fessards "Playmo-Zimmer" stapeln sich Dutzende Verpackungen, daneben stehen einfache Kartons, auf die Fessard "Set 3243 Kutsche", "Set 3354 Fahnenträger" oder "Set 3343 Mexikaner auf Pferd" notiert hat. Auf einem Schrank steht ein Piratenschiff, in einer Vitrine warten einzelne Klickys auf ihren Einsatz: Ritter, Polizisten, Astronauten und sogar R2D2, der Roboter aus den Star Wars-Filmen.

Für die Kinder ist es das reinste Paradies. Sie dürfen auch mit Papas Sammlung spielen, versichert der, schränkt dann aber ein: "mit einigen Sets zumindest." Und wenn sie mal etwas kaputt machen? "Dann muss der Papa das eben wieder besorgen."

Die besonders wertvollen Sets sind für die Kleinen allerdings tabu, sie tragen etwa die Nummern 3251 und 3252 und fallen schon dadurch auf, dass sie eine rote und nicht die später übliche blaue Verpackung haben. Darin findet man Indianer-Figuren, ein Kanu und ein Tipi, die so alt sind wie ihr Besitzer - und das Unternehmen aus Zirndorf in Mittelfranken selbst.

Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum Didier Fessard Playmobil sammelt und nicht etwa Lego. "Lego war für mich immer nur die zweite Wahl", sagt er. "Bei Lego ist das Aufbauen der Spaß, nicht aber das Spielen, dafür sind mir schon die Figuren zu klein. Ein Playmobil-Set hingegen baut man schnell auf und spielt dann ewig damit." In den Zimmern von Lilly, 7, und Lenny, 4, liegen indes nicht nur Playmobil-Figuren herum, sondern auch Lego. "Die sollen spielen, was sie wollen", sagt der Hausherr, "und ich spiele auch gerne mit ihnen. Ich bin ja auch mit beidem aufgewachsen."

Didier Fessard ist dann aber ein Playmobil-Kind geworden. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, irgendwann alle Sets aus der Anfangszeit zu besitzen, zwischen 1974 und 1990 also, bislang hat er ein Viertel beisammen. Die Zeit danach interessiert ihn weniger. Und so hat er nicht einmal den Piraten Rico in seiner Sammlung, das offizielle Maskottchen von Playmobil. Wenn das Unternehmen am Montagabend seinen ersten "Fun Store" überhaupt in den Pasing-Arcaden in München eröffnet, wird Didier Fessard einer der ersten Kunden sein. "Ein Sammler", sagt er, "hört bekanntlich nie auf. Er hat ja nie alles und dafür immer zu wenig Platz."

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