Plan des Umweltministers und der Naturschützer:Mehr Energie fürs Energiesparen

Mit einem Zwölf-Punkte-Programm will die Staatsregierung den Stromverbrauch in Bayern bis 2020 um ein Fünftel senken. Privathaushalte und Firmen sollen sparsamere Elektrogeräte anschaffen, die Kommunen Gebäude besser dämmen. Der Freistaat selbst hat für Sanierungen das Geld zusammengestrichen.

Christian Sebald

Nun ist es auch in der Staatsregierung angekommen, dass die Energiewende nicht ohne drastisches Stromsparen gelingen wird. Und dazu sucht sie nun - auch das hat es viele Jahre lang nicht gegeben - den Schulterschluss mit dem Vogelschutzbund LBV und dem Bund Naturschutz (BN).

Am Mittwoch verkündeten Umweltminister Marcel Huber (CSU), der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner und LBV-Chef Ludwig Sothmann in München, dass bis zum Jahr 2020 der Stromverbrauch in Bayern um 20 Prozent oder 17 Milliarden Kilowattstunden im Jahr reduziert werden soll. Bis 2050 soll er sogar um die Hälfte sinken. Bislang ging die Staatsregierung stets davon aus, dass alle Bemühungen ums Energiesparen bestenfalls dazu führen können, den Stromverbrauch von derzeit 85 Milliarden Kilowattstunden im Jahr auf stabilem Niveau zu halten.

"Die beste Energie ist die, die nicht gebraucht wird", erklärte Umweltminister Huber nun bei der Präsentation des neuen 12-Punkte-Aktionsprogrammes. Nicht nur wegen der Energiewende. Sondern vor allem wegen des Klimaschutzes. Der Ausstieg aus der Atomkraft darf für Huber auf keinen Fall dazu führen, dass nun die Klimaschutzziele hintan stehen. "Der Klimawandel ist längst Realität, die Gletscherschmelze zum Beispiel war noch nie so dramatisch wie dieses Jahr", so Huber. "Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschen, die Artenvielfalt und die übrige Natur so gering wie möglich gehalten werden können."

Auf keinen Fall dürfe die bisherige Verschwendung fossiler Energieträger durch die Verschwendung erneuerbarer Energien ersetzt werden. Energie- und vor allem Stromsparen müsse "zur Normalität des täglichen Lebens werden".

Hubers Aktionsprogramm entspricht in weiten Teilen den langjährigen Forderungen des BN, aber auch Analysen des Umweltbundesamtes. Wie diese richten sich die Vorschläge an die Privathaushalte, die Wirtschaft, die Kommunen und den Staat gleichermaßen. Privathaushalte können ihren Stromverbrauch demnach allein durch den Einbau moderner energiesparender Heizungspumpen und den Ersatz alter, stromfressender Kühl- und Gefriergeräte, Waschmaschinen und anderer Großgeräte durch neue, hoch effiziente kurzfristig um bis zu ein Drittel drosseln. Schon der Verzicht auf den permanenten Stand-by-Betrieb eines Festplatten-Players bringt laut Huber eine Ersparnis bei den Stromkosten von mehr als 90 Euro im Jahr. Bundesweit summieren sich die Ausgaben für den Stand-by-Betrieb elektrischer Geräte auf etwa vier Milliarden Euro im Jahr.

Bei der Wirtschaft sind die Einsparpotenziale genauso groß. "Durch den Austausch der unzähligen, völlig veralteten Elektroantriebe durch neue, Strom sparende Anlagen könnten Industrie und Handwerk ihren Strombedarf um 30 Prozent senken", rechnet der BN seit langem vor. 30 Prozent, das entspricht beim aktuellen Gesamtverbrauch der Wirtschaft von knapp 50 Milliarden Kilowattstunden im Jahr ungefähr 15 Milliarden Kilowattstunden, die eingespart werden könnten. Nun schließt sich Umweltminister Huber der Einschätzung an. Am Mittwoch zitierte er gleich mehrfach die BN-Studie.

Aber auch die Kommunen und der Freistaat sollen ihr Engagement verstärken. So sollen möglichst alle Städte und Gemeinden Energiemanagement-Systeme einführen. Außerdem wünscht sich Huber, dass sie verstärkt auf die Nutzung der Abwärme setzen, die beim Betrieb von Kraftwerken entsteht. Und beim Neubau oder der Sanierung von Gebäude sollen sie von vorne herein darauf achten, dass diese mit so wenig Energie wie nur irgendmöglich auskommen. Dies gilt natürlich auch für den Freistaat selbst. Er müsse seine "Vorbildfunktion wahrnehmen", heißt es in dem Aktionsprogramm, und die energetische Sanierung seiner Gebäude fortsetzen. Prompt handelte sich Huber dafür harsche Kritik von der Landtags-SPD ein. Vize-Fraktionschefin Natascha Konen erinnerte den Umweltminister daran, dass die Staatsregierung das Geld dafür kürzlich von 37,5 Millionen Euro im Jahr auf nun nur mehr 20 Millionen zusammengestrichen hatte. "Bevor man Menschen Ratschläge mit auf den Weg gibt, sollte man seine eigenen Hausaufgaben gemacht haben", sagte Konen.

Die Umweltverbände gingen pfleglicher mit Huber um. Mergner und Sothmann begrüßten die Kampagne ausdrücklich und lobten, dass die Ziele des Freistaats sehr viel ehrgeiziger seien als die des Bundes, der bis 2020 den Stromverbrauch nur um zehn Prozent drosseln will. Zugleich kündigten sie an, Hubers Initiative durch eigene Kampagnen zu unterstützen, durch Beratungen etwa, Infoblätter oder die Stiftung eines Preises für besonders vorbildliche Stromsparer.

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