Pläne für neue Nationalmannschaft:Wenn Franken Fußball spielen

FC Viktoria Plzen v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Für Weisensel ist er nicht der beste Kandidat, trotz seiner Herkunft: Lothar Matthäus.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Was hat Franken mit Helgoland und dem Vatikan gemeinsam? Wenn es nach Fußballtrainer Helmuth Weisensel geht, soll die bayerische Region bald eine eigene Nationalelf aufstellen - und langfristig an einer Fifa-freien WM teilnehmen.

Von Olaf Przybilla

Helmuth Weisensel, 51, früherer Trainer des FV 1920 Karlstadt, bereitet die Gründung einer speziellen Fußballmannschaft vor: der fränkischen Nationalmannschaft.

SZ: Sie wollen im Ernst eine fränkische Nationalmannschaft gründen?

Helmuth Weisensel: Ja. Aber eines möchte ich hier gleich mal betonen: Wir wollen in keiner Weise eine Konkurrenz sein zum Bayerischen Fußballverband. Das ginge in die völlig falsche Richtung. Wenn dieser Eindruck entstünde, dann bekäme ich keinen Spieler. Es wäre fatal.

Verstanden. Aber das mit der Nationalmannschaft, das stimmt so, ja?

Absolut. Im Februar soll das erste Spiel stattfinden. Das haben wir fest vor.

Und diese Nationalmannschaft aus Franken soll sich künftig mit anderen Nationalmannschaften messen, ja?

Auf jeden Fall. Im Februar planen wir gegen ein Team zu spielen, das sich Tamil Eelam nennt. Das Team ist Teil einer Vereinigung von Nationalmannschaften, die nicht Mitglied in der Fifa sind. Die Tamilen, die ja überall auf der Welt verstreut sind, bereiten sich von Februar an auf die WM der Non-Fifa-Nationalteams im Sommer 2014 vor. Unser Duell wäre für die also eine Art WM-Vorbereitungstermin.

Verstehe. Und die Nationalmannschaft aus Franken soll an so einer WM dann auch irgendwann teilnehmen?

Das ist Zukunftsmusik. Geplant ist jetzt erst mal jedes Jahr ein Freundschaftsspiel. Aber ja, grundsätzlich können wir uns das vorstellen. Bei dieser WM spielen ja Regionen mit und ethnische Minderheiten.

Franken wäre ethnische Minderheit?

Nein, wir wären Region. Die Roma haben übrigens auch so eine Team. Rätien auch und der Vatikan und Helgoland.

Illustre Runde. Ihre Franken-Spieler kommen vom Club oder aus Fürth?

Nein, die Spieler kommen aus Vereinen von der Regionalliga und abwärts. Wir haben schon welche im Auge, es gibt auf unser Anschreiben viel positive Resonanz. Aber bitte: keine Namen, das wäre zu früh.

Als Trainer kommt selbstverständlich allein Lothar Matthäus in Frage.

Nein, das Training übernehme ich. Wir organisieren das zu dritt, und ich bin allein fürs Sportliche zuständig.

Um was geht es eigentlich genau?

Die Mannschaft soll ein bisschen ein Aushängeschild für die fränkische Idee sein. Es gibt ja auch den Fränkischen Bund. Und wir sind sozusagen die Mannschaft dazu. Aber bitte: Das ist alles nicht so bierernst.

Wobei es ja schon mal eine fränkische Nationalmannschaft gab.

Nicht, dass ich wüsste.

1924?

Ah richtig: Diese Kombination aus Fürther und Nürnberger Nationalspielern, die im Zug zum Auswärtsspiel absichtlich in unterschiedlichen Waggons Platz nahmen.

Sie haben keine Angst, dass Sie Ihre verschiedenen Franken auch in unterschiedliche Kabinen setzen müssen?

Nein, mit Sicherheit nicht, da bin ich optimistisch. Aber, wenn ich das bitte noch mal sagen darf, es ist mir wirklich ein Anliegen: Wenn der Bayerische Fußballverband verärgert ist, bekomme ich keinen einzigen Spieler. Dann haben wir verloren, um es deutlich zu sagen. Es gibt zwar jetzt schon den Fränkischen Fußball-Bund, wir sind da zu dritt. Aber den haben wir nur für den Fall gegründet, sollten wir selbst mal bei einer WM mitmachen. Auf dem Papier quasi. Das Ganze müssen Sie sich wie eine Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft vorstellen. Hoffentlich kommt das richtig rüber.

Bestimmt. Sie sind Clubberer?

Fan, kein Mitglied.

Bayern-Hasser?

Hasser nicht. Aber neutral.

Endspiel Dortmund gegen Bayern. Sie sind für wen?

Dortmund.

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