Pickerlstreit:"Hubert, was machst' denn da?"

Oberaudorf-Hinweisschild für Mautflucht,Oberaudorf - Hinweisschild für Mautflucht

Links in den Urlaub nach Bayern. Rechts als Mautflüchtling nach Österreich: die Hinweistafel in Oberaudorf.

(Foto: Zoom-Tirol)

Ohne Pickerl in die Kitzbüheler Skigebiete - seit 1. Dezember ist damit Schluss. Damit nicht Tausende Urlauber die für sie kostenlose Landstraße durch Oberaudorf verstopfen, hat Bürgermeister Hubert Wildgruber ein ziemlich direktes Hinweisschild aufgestellt. Im Interview verrät er, warum.

Von Sarah Kanning

SZ: Ihr Wegweiser ist nicht gerade subtil: "Mautflüchtlinge" sollen bitte schön gleich rechts über österreichische Landstraßen nach Tirol fahren - das bayerische Oberaudorf ist für die reserviert, die in Bayern urlauben. Ein Akt der Verzweiflung?

Hubert Wildgruber: Das Schild stammt noch aus der Demo, als wir die Inntalautobahn blockiert haben. Vielen unserer Bürger ist die Aussage aber ein Anliegen. Wir wollen zeigen, was der richtige Weg ist.

Die Autofahrer sollen durch das österreichische Niederndorf fahren, statt durch Ihr Oberaudorf. Darüber werden sich Ihre Nachbarn freuen.

Ein Kollege aus Niederndorf hat mich angerufen und gesagt, "Hubert, was machst' denn da?". Er sagte, bei ihm im Haus wohne ein Schütze, der würde dann mal rüberschießen zu uns.

Das ist aber ein nettes Gesprächsklima.

Das ist nicht ganz ernst gemeint. Gott sei Dank sitzen wir alle in einem Boot, wir Gemeinden rund um die Autobahn, die österreichischen wie die bayerischen. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass es eine Einigung über die Maut gibt. Das Schild ist ein Zeichen für die Inntalgemeinden, die von Mautflüchtlingen überschwemmt werden. Wir hoffen, dass Wien das kapiert!

Stehen die Autos in Oberaudorf auch jetzt gerade Stoßstange an Stoßstange?

Die echten Stoßzeiten beginnen erst so ab Weihnachten. Wir können nicht abschätzen, welchen Weg die Navis empfehlen und ob bis dahin das Hinweisschild noch steht.

Wieso sollte es nicht?

Ich habe es im Bewusstsein aufgestellt, dass Urlauber wissen sollen, dass es auch die Möglichkeit gibt, in Bayern Urlaub zu machen. Direkt genehmigt ist es nicht. Aber es ist angedacht, dass ein richtiges Schild dem nachfolgt.

Sind Touristen eigentlich verärgert darüber, dass Sie sie als Mautflüchtlinge bezeichnen und auf einen Umweg schicken?

Ein Umweg ist es nicht, die Straße läuft einfach auf der anderen Innseite. Wir haben hier ein kleines, feines Skigebiet, das schätzen viele beispielsweise aus München - und bleiben gleich ganz in Bayern.

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