Perfluoroctansäure:Muttermilch wird auf Chemikalie untersucht

Von Matthias Köpf, Altötting

Das Landratsamt im oberbayerischen Altötting will nun auch die Muttermilch von Frauen aus dem Landkreis auf Spuren der mutmaßlich krebserregenden Perfluoroctansäure (PFOA) untersuchen lassen. Damit erfüllen die Behörden eine Forderung von betroffenen Bürgern, der sich unter anderem die bayerische SPD angeschlossen hat. Im Herbst hatte eine aus dem Jahr 2016 stammende Studie die Region aufgeschreckt, wonach sich in lokalen Blutspenden überdurchschnittlich hohe Konzentrationen der Chemikalie fanden. Daraufhin hatten sich zu Beginn dieses Jahres fast 1000 Erwachsene und ältere Kinder zu Blutproben auf PFOA und ähnliche Substanzen gemeldet.

Die Ergebnisse dieser Blutproben sollen nun bereits im Sommer vorliegen. Bisher hatten das Landratsamt und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) von Herbst gesprochen. Dies war auf heftige Kritik unter anderem einer neu gegründeten Bürgerinitiative und der SPD gestoßen. Deren Umweltexperte Florian von Brunn hatte der Staatsregierung zuletzt vorgeworfen, das Thema jahrelang nicht genügend beachtet zu haben. Eine Veröffentlichung der Testergebnisse erst nach der Landtagswahl werde man nicht akzeptieren. Zur Angst vor einer PFOA-Belastung speziell der Muttermilch, über die der Bayerische Rundfunk kürzlich berichtet hatte, erklärten Landratsamt und LGL, dass sich im Blut von gestillten Säuglingen in den ersten Lebensmonaten vorübergehend höhere PFOA-Konzentrationen ergeben könnten als im Blut der Mutter. Die wissenschaftliche Literatur deute nicht auf eine besondere Empfindlichkeit von Säuglingen hin. Dennoch habe das LGL Kontakt mit der Nationalen Stillkommission aufgenommen und warte nun auf deren Bewertung. Bayerns Gesundheitsministerium widersprach der Kritik aus der SPD. Eine krebserregende Wirkung von PFOA sei erst bei sehr hohen Belastungen zu erwarten, von denen im Raum Gendorf keine Rede sein könne, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur dpa. Im Chemiepark Gendorf wurde PFOA bis 2003 hergestellt und bis 2008 als Grundstoff für Beschichtungen verwendet. Von 2020 an ist sie EU-weit verboten. Greenpeace hatte schon 2006 auf hohe PFOA-Werte in der Alz bei Gendorf aufmerksam gemacht.

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