Passauer Neue Presse:Zeitung bedauert Druck islamkritischer Anzeige

  • Auf einer halbseitigen Anzeige wirbt der Verein "Die Deutschen Konservativen" in der Wochenendausgabe der Passauer Neue Presse für eine Hetzschrift gegen den Islam.
  • Prägende Figuren bei "Die Deutschen Konservativen e. V." wurden wiederholt mit Volksverhetzung in Verbindung gebracht.
  • PNP-Chefredakteur Ernst Fuchs distanziert sich am Montag im Namen der Redaktion ausdrücklich vom Inhalt der umstrittenen Annonce.

Von Wolfgang Wittl, Passau

Die umstrittene Annonce einer islamkritischen Gruppe in der Passauer Neuen Presse (PNP) hat einen mächtigen Wirbel ausgelöst: Der Verein "Die Deutschen Konservativen e. V.", der dem rechtsextremen Spektrum nahestehen soll, hatte in der Wochenendausgabe eine halbseitige Anzeige geschaltet.

Darin wird für eine angeblich "fundierte Auseinandersetzung mit dem fundamentalistischen Islam" geworben. Leser konnten eine kostenlose Broschüre bestellen, die "204 bitterböse Koran-Verse" enthalten soll. Die Anzeige war auf einer durchlaufenden Sportseite in allen PNP-Ausgaben zu sehen und dürfte etwa 15 000 Euro gekostet haben.

Gesinnung des Auftraggebers "nicht sensibel genug hinterfragt"

PNP-Chefredakteur Ernst Fuchs distanzierte sich am Montag im Namen der Redaktion ausdrücklich vom Inhalt der Anzeige. Er sei "sehr unglücklich" über deren Erscheinen, sagt Fuchs. Die Verantwortung liege bei der Anzeigenabteilung. Diese habe etwaige Verstöße zwar juristisch geprüft, die politische Brisanz jedoch offenbar verkannt.

"Die Gesinnung des Auftraggebers" sei "nicht sensibel genug hinterfragt" worden. Die Überschrift der Anzeige lautete in einem kräftig roten Balken: "Der Koran im Klartext: Religion des Friedens?" Darunter sind Fotos von Pegida- und Anti-Pegida-Demonstrationen zu sehen.

Eklat in Hessen

Prägende Figuren bei "Die Deutschen Konservativen e. V." wurden wiederholt mit Volksverhetzung in Verbindung gebracht, der Verfassungsschutz stufte die Gruppierung 1995 als rechtsextremistisch ein. Dieselbe Anzeige des Vereins, die nun auch in der PNP veröffentlicht wurde, hat bereits vor zwei Wochen in Hessen zu einem Eklat geführt.

Dort musste der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Hans-Jürgen Irmer, auf internen Druck hin seine Ämter niederlegen, weil die Anzeige in einer von ihm herausgegebenen Monatszeitung erschienen war. Diese habe innerhalb der CDU großen Unmut ausgelöst, hieß es, da sie mit den Grundsätzen der Partei nicht vereinbar sei.

Wie alle anderen Journalisten im Haus habe er von der Anzeige erst in der gedruckten Samstagsausgabe erfahren, sagt PNP-Chefredakteur Fuchs. Ihm sei sofort bewusst gewesen, dass der Inhalt verfänglich sei. Die Redaktion werde künftig auf mehr Sensibilität dringen und in der Berichterstattung weiterhin alle Formen von Extremismus verurteilen.

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