Passau:Schleuser werden wieder aktiver

Bayern verstärkt die Fahndung nach Schleuserbanden

Die Polizei bleibt bei ihrer Strategie, rund um Passau sowie an den großen und kleinen Grenzübergängen zu kontrollieren.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Die Bundespolizei greift wieder mehr geschleuste Flüchtlinge auf.
  • Eine neue Hauptroute sei allerdings noch nicht zu erkennen.
  • Derzeit sind etwa 600 Bundespolizisten an der Grenze und als Schleierfahnder im Einsatz.

Von Andreas Glas

Natürlich wurden Erinnerungen wach, als Bundespolizisten Anfang März einen Kleinlaster auf der Autobahn 3 bei Passau stoppten, die Tür zur Ladefläche öffneten und 16 Frauen und Männer entdeckten. Die Flüchtlinge hatten den Transport überlebt, Gott sei dank, trotzdem waren die Sorgen der Bundespolizei wieder da. Schließlich hatte es einen Schleusertransport dieser Größenordnung zuletzt im Herbst des vergangenen Jahres gegeben.

Damals galt Passau als Schleuserhauptstadt, Hunderte Flüchtlinge kamen täglich hier an, in klapprigen Autos und rostigen Lastern, am Steuer der Fahrzeuge die Schleuser. Nun, ein halbes Jahr danach, steigt die Zahl der geschleusten Flüchtlinge in der Grenzregion Passau wieder an. Allein über die Osterfeiertage hat die Bundespolizei mehr als 70 geschleuste Flüchtlinge aufgegriffen, seither kommen täglich etwa 30 Menschen dazu.

Während die Gesamtzahl der ankommenden Flüchtlinge tief gesunken ist, "ist davon auszugehen, dass die Schleuser wieder aktiver werden", sagt Bundespolizeisprecher Timo Schüller. Die Erklärung dafür dürfte einfach sein: Weil die Länder auf der Balkanroute ihre Grenzen dicht gemacht haben, weichen die Flüchtlinge nun auf neue Routen aus, um nach Deutschland zu gelangen - davon profitieren wiederum die Schleuser, die Flüchtlingstransporte über entsprechende Routen organisieren.

Die eine, neue Ausweichstrecke sei allerdings noch nicht zu erkennen, sagt der Passauer Polizeisprecher, aber man vernehme sowohl die ankommenden Flüchtlinge als auch die festgenommenen Schleuser, um ihren neuen Wegen auf die Spur zu kommen.

Die Flüchtlinge werden von den Schleusern meist "schon in Österreich aus dem Auto herausgeworfen und kommen zu Fuß nach Deutschland", sagt Schüller. Das erklärt auch, warum die Bundespolizei zwar wieder mehr geschleuste Flüchtlinge aufsammelt, aber kaum Schleuser zu fassen kriegt. Solche Fälle wie am vergangenen Mittwoch sind selten, als die Fahnder einen Menschenschmuggler auf deutscher Grenzseite ertappten, mitten auf der A 3, ganz in der Nähe des bekannten Grenzkontrollpunktes Rottal-Ost.

Normalerweise, sagt Polizeisprecher Schüller, wüssten die Schleuser sehr genau, dass bei der Einreise über die Autobahn kontrolliert werde. Sie meiden deshalb den direkten Weg nach Bayern und lassen die Flüchtlinge eben in Österreich aussteigen, von wo aus sie auf Feldwegen und an Straßenrändern die letzten Kilometer nach Deutschland marschieren - solange, bis sie von einer Polizeistreife eingesammelt werden.

Wie die Bundespolizei derzeit aufgestellt ist

Trotz der rasch steigenden Schleuserzahlen will die Passauer Bundespolizei ihre Strategie vorerst nicht ändern. Weiterhin schieben 600 Beamte aus ganz Deutschland ihren Dienst in und um die Stadt Passau, kontrollieren ganz offiziell an den großen und kleinen Grenzübergänge oder mobil als Schleierfahnder.

"Die Kontrollen sind offen und verdeckt", sagt der Bundespolizeisprecher. Was den Umfang der Grenzsicherung angehe, "bleibt es erst mal bei dem, was wir bis jetzt gemacht haben". Sollten die Schleuserfälle allerdings weiter zunehmen, werde man womöglich über "neue Schwerpunkte" nachdenken müssen.

Während in Niederbayern erhöhte Achtsamkeit herrscht, gibt sich die Bundespolizei in der oberbayerischen Grenzregion gelassen. "Wir haben fast täglich die Feststellung einer oder zwei Schleusungen", sagt der dortige Bundespolizeisprecher, "aber eine Entwicklung wie in Passau können wir in Rosenheim nicht feststellen."

Auch deshalb, weil es in Rosenheim praktisch nur kleinere Schleusertransporte in Pkw gebe und keine Transporte größerer Gruppen in Kleinlastern, wie dies in Passau immer wieder vorkomme. Außerdem reist Großteil der Flüchtlinge nach wie vor in Zügen über die Brennerroute. Insgesamt kommen in Oberbayern derzeit etwa 50 Flüchtlinge pro Tag an.

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