Parteitag:Kohnen weckt die Wahlkampffreude in der SPD

Lesezeit: 1 min

Die Lage der Bayern-SPD gibt eher Anlass zur Trübnis als zur Eurphorie. Doch Natascha Kohnen schafft es beim Parteitag, ihre Delegierten mitzureißen und sogar so etwas wie Wahlkampffreude zu wecken

Kommentar von Lisa Schnell

Der Parteitag der SPD, es hätte ein Trauerspiel werden können. Grund für Trübsal gibt es genug. Die SPD tut sich schwer, aus ihrem Umfragetief zwischen zwölf und 14 Prozent zu kommen. Ihre Spitzenkandidatin Natascha Kohnen redet sich seit Wochen den Mund fusselig über die Wohnungsnot in Bayern, gerechte Bezahlung für soziale Berufe, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Alles drängende Themen, meistens aber dominiert die CSU die Schlagzeilen. Noch vor ein paar Wochen war es Markus Söder mit seinen Abschiebecharterflügen. Jetzt sind es die Forderung nach Zurückweisungen an der Grenze und die Frage, ob deswegen die Koalition platzt. Verständlich, dass gerade niemand über Wohnungen redet. Wer wäre da als Sozialdemokrat nicht frustriert?

Der Parteitag aber wurde kein Trauerspiel und das, weil Kohnen den passenden Ton traf und ein Thema ansprach, das sie bis jetzt eher mied. Sie ging die CSU scharf an, aber auf eine intelligente Weise, die nicht unter die Gürtellinie zielte. Ein Ton, den sie öfter anschlagen könnte, auch wenn das ihrer Ankündigung, sich nicht an der CSU abarbeiten zu wollen, wenig entspricht. Es ist Wahlkampf, da darf gestritten werden. Kohnen sprach zudem (endlich) ausführlich über ihre Haltung in der Asyldebatte. Diese wird den Wahlkampf dominieren und die SPD sollte sich ihr nicht entziehen.

Kohnen hat es geschafft, eine gewisse Wahlkampffreude bei den Genossen zu wecken. Um wirkliche Euphorie aufkommen zu lassen, müssten die Umfragen besser werden. Ansonsten wird es schwierig sein, die Motivation aufrechtzuerhalten. Die Zustimmung für die Bayern-SPD aber hängt stark davon ab, welche Figur die SPD im Bund macht. Dass die bald mal wieder besser dasteht, scheint selbst Kohnen nicht zu glauben. "Wir werden in den nächsten Monaten möglicherweise nicht den Rückenwind haben, den wir uns wünschen", sagte sie und forderte von den Genossen, zu kämpfen, bis sie "schweißgebadet" sind. Zumindest am Samstag zeigten sie sich ermutigt.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSozialdemokraten in Bayern
:Anleitung zum Unglücklichsein

Keine Partei leidet so skurril an sich selbst wie die bayerische SPD, ihr Misserfolg wirkt geradezu streberhaft. Über die Vergeblichkeit der Opposition im CSU-Land.

Von Roman Deininger und Lisa Schnell

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: