Papst rügt deutsche Bischöfe:Seelsorge für Mixa

Der Papst tadelt die deutschen Bischöfe für ihren Umgang mit Walter Mixa - und wärmt so die Seele des zurückgetretenen Bruders. Doch mit seinem Vorwurf legt Benedikt auch eine Schwäche des Vatikans offen.

Matthias Drobinski

Es ist in diesem Zusammenhang heikel, von Ohrfeigen zu sprechen, aber es geht nicht anders: Papst Benedikt hat die deutschen Bischöfe für ihren Umgang mit dem schwierigen Amtsbruder Mixa abgewatscht, wenn auch im "Wir-verstehen-uns-doch-alle"-Deutsch, das Kirchenleute zu sprechen pflegen.

Walter Mixa

Walter Mixa musste als Bischof von Augsburg zurücktreten.

(Foto: ap)

Der Papst wünscht sich "nach oft maßloser Polemik" ein "neues Sich-Annehmen" und bittet die Bischöfe, Mixa "mehr als bisher ihre freundschaftliche Nähe, ihr Verstehen und ihre Hilfe spüren zu lassen". Benedikt ist verärgert, weil die Deutschen mit harten Bandagen und öffentlich gegen Mixa gekämpft haben, bis der zurücktrat.

Der Vorwurf mag nicht ganz falsch sein, er geht allerdings auch an den Vatikan zurück: Nicht die deutschen Bischöfe bestimmen, was mit ihrem Amtsbruder geschieht - ein Bischof schuldet in der katholischen Kirche allein dem Papst Gehorsam. Und dort hat offenbar bis zuletzt niemand den Mut gehabt, Mixa auf seine Probleme anzusprechen.

Niemand hat ihm gesagt, dass er sich zurückziehen soll, nachdem klar war, dass er Heimkinder geprügelt und Geld ausgegeben hatte, das ihm nicht gehörte. Das haben die Erzbischöfe Robert Zollitsch aus Freiburg und Reinhard Marx aus München machen müssen - am Ende in einem unschönen Akt der Notwehr.

In der Sache bekommen die beiden Bischöfe Recht: Für Mixa wird es keinen Rücktritt vom Rücktritt geben. Und doch ist dies eine Bestätigung zweiter Klasse, auch, weil Benedikt XVI. dem Augsburger zugesagt hat, wieder in der Seelsorge arbeiten zu dürfen. Ja: Jeder Mensch hat ein Recht zum Neuanfang. Doch solange sich Mixa vor allem als Opfer sieht, sollte es den nicht geben.

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