Open-Airs in und um München:Wo der Sommer swingt

Blockbuster unterm Sternenhimmel, Tanzen am Weiher und Klassikgenuss vorm Schloss: In und um München gibt es im Sommer jede Menge Open-Airs und Festivals. Eine Auswahl für Frischluftliebhaber.

Von Andreas Schubert

Mit 08/15 gibt sich Hartmut Senkel nicht zufrieden. Senkel ist der Chef des Open-Air-Kinos im Viehhof im Münchner Schlachthofviertel. Auch in der vierten Auflage der Kinoreihe hat Senkel wieder eine Mischung aus Blockbustern und anspruchsvolleren Filmen zusammengestellt und wieder eine Hommage ans Schlachthofviertel ins Programm eingebaut. Seit Februar waren Senkel und sein Team mit den Vorbereitungen für das Open-Air-Kino beschäftigt. Seit kurzem hängt die neue Leinwand, in knapp drei Wochen geht es los (mehr Infos hier).

Zum Start am 11. Juni wird der Schauspieler und Kabarettist Ottfried Fischer auf dem Viehhofgelände die Wanderausstellung "Der sanfte Bulle" eröffnen. Anschließend ist ein Kuriosum zu sehen: Ein etwa 20-minütiger Film von Sendung-mit-der-Maus-Filmer Armin Maiwald mit dem Titel "Die blaue Tonne" aus dem Jahr 1998, der sich mit der Müllentsorgung in München befasst. Anschließend läuft die Achtzigerjahre-Serie des Bayerischen Rundfunks "Irgendwie und Sowieso", in der Ottfried Fischer eine der Hauptrollen spielt. Am Konzept seiner Kinoreihe hat Senkel nur Kleinigkeiten verändert. Und jetzt hofft der Organisator - natürlich - auf schönes Wetter und viel Publikum, nicht zuletzt deshalb, weil er in einen neuen teuren Projektor und die neue Leinwand eine größere Summe investieren musste.

Kino, Mond und Sterne kooperiert mit Sommer-Berlinale

Auch Peter Mopils, Betreiber der Reihe Kino, Mond und Sterne im Westpark, ist schon seit mehreren Monaten mit der Vorbereitung beschäftigt. Mehr als 300 Filme haben er und seine - wie er es nennt - Kinoredaktion gesichtet und daraus ebenfalls eine Mischung aus Arthouse und Kommerzkino zusammengestellt. Die Besonderheit im Programm dieses Jahr: Eine Art Best-of-Seebühne zum Jubiläum von Kino, Mond und Sterne, das dieses Jahr zum 20. Mal stattfindet. Unter anderem werden die Dauerbrenner "Mamma Mia" und die "Rocky Horror Picture Show" zu sehen sein.

Neu ist, dass Kino, Mond und Sterne dieses Jahr mit der Sommer-Berlinale zusammenarbeitet und ausgewählte Werke aus den Internationalen Filmfestspielen in Berlin zeigen wird und die Seebühne außerdem offizielle Spielstätte des Fünf-Seen-Filmfestivals sein wird. "Mehr zum Programm will ich noch nicht verraten", sagt Mopils. "Wir wollen das Publikum überraschen." Fest steht: Wie Hartmut Senkel wird Peter Mopils gespannt die Wetterprognosen studieren (mehr Infos hier).

Münchner Open-Air-Sommer

Und die Veranstalter in der Region München dürften es den Münchner Open-Air-Kinomachern gleichtun. Denn ein Open-Air ist immer ein finanzielles Wagnis - umso erfreulicher ist es für das Publikum, dass der Trend zur Freiluft-Veranstaltung ungebrochen ist - auch wenn dieses Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft (Anstoß am 12. Juni) wohl so manchen Zuschauer von einem Konzert- oder Kinobesuch abhalten wird. Nun, wer dem Sport den Vorzug gibt, verpasst so einiges. Denn die Vielfalt der Festivals ist wie auch in den vergangenen Jahren groß: Veranstaltungen mit Rockmusik, Musicals, Raves oder klassischer Musik, zum Teil an besonderen Orten, sorgen dafür, dass im Open-Air-Sommer garantiert keine Langeweile aufkommt.

Relativ neu in der Reihe der Veranstaltungen ist zum Beispiel der Münchner Open-Air-Sommer, der dieses Jahr erst zum dritten Mal stattfindet und mittlerweile auf 14 Konzerte angewachsen ist, die vor dem Schloss Schleißheim, dem Schloss Nymphenburg und im Brunnenhof der Residenz stattfinden. Das vergangene Jahr sei sehr gut gelaufen, erzählt Elke Frenzel, Sprecherin des Veranstalters Kulturgipfel. Insgesamt kamen 13 000 Zuschauer. Dieses Jahr wird es unter anderem wieder "Barock & Fire", einen Verdi-Abend, Vivaldis "Vier Jahreszeiten", eine "Sommernacht der Filmmusik", eine "Abba-Night" sowie einen Pink-Floyd-Abend mit der Coverband Echoes geben.

Schönwetterkarten, falls es regnet

Der Clou der Reihe: Für die Konzerte an Schloss Nymphenburg und Schleißheim gibt es sogenannte Schönwetterkarten. Wenn es regnet, erhalten die Zuschauer ihr Geld zurück, Besitzer "normaler" Karten hören das Konzert dann im Inneren des Schlosses. "Im Brunnenhof geht das leider nicht", bedauert Frenzel, "deshalb toi, toi, toi, dass das Wetter hält."

Das Wetter, immer dasselbe schwierige Thema: Vergangenes Jahr wollten sich die Macher des Puch-Open-Airs im Landkreis Dachau das nicht mehr antun und ließen das Festival ausfallen. Dieses Jahr - zum 25. Geburtstag des Puch-Open-Airs - wird es wieder stattfinden. Ebenso wieder am Start ist das Festival "Prima leben und stereo" am Vöttinger Weiher in Freising, dieses Jahr unter anderem mit der Kultcombo Stereo Total.

Open-Airs in und um München: Willkommen beim Plus, dem "Prima leben und stereo"-Festival am Vöttinger Weiher.

Willkommen beim Plus, dem "Prima leben und stereo"-Festival am Vöttinger Weiher.

(Foto: Marco Einfeldt)

Beim Sammersee-Festival in Schondorf am Ammersee werden unter anderem die Bands Kandinsky und Instant Vibes zu hören sein - und natürlich hat auch das Münchner Tollwood-Festival wieder eine Menge international renommierter Künstler eingeladen. Unter anderem werden Bob Dylan, Jamie Cullum und Zaz im Olympiapark spielen.

Auch die Anhänger anspruchsvoller Klassik kommen wieder auf ihre Kosten. Bei Klassik am Odeonsplatz etwa spielen dieses Jahr die Münchner Philharmoniker unter Alan Gilbert und - bereits zum dritten Mal - der chinesische Ausnahmepianist Lang Lang. Mit Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3 bringt er eines der bedeutendsten Klavierkonzerte des 20. Jahrhunderts auf die Bühne. Nach der Pause erklingt vor historischer Kulisse Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 1 D-Dur "Titan". "Eine Nacht der russischen Musik" lautet dann am nächsten Tag, dem 6. Juli, das Motto auf dem Odeonsplatz.

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt unter seinem Chefdirigenten Mariss Jansons einen Querschnitt der russischen Konzertliteratur von der Romantik bis zur Gegenwart. Unterstützt wird das Orchester vom Terem-Quartet, einem Balalaika-Ensemble. Die vier Musiker treten in der Uraufführung "Garden Symphony" von Alexander Tschaikowsky (geboren 1946) sowie mit weiteren Stücken auf. Außerdem stehen Pjotr Iljitsch Tschaikowskys "Capriccio italien" op. 45, Schostakowitschs Festliche Ouvertüre op. 96, Khachaturians Musik aus "Spartakus" und "Gayaneh" auf dem Programm. Muss nur noch einer mitspielen: Das Wetter!

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