Österreicher gehen leer aus:Ein Meteorit und sein Zuhause

Ein Deutscher, der einen Meteoriten gefunden hat, darf ihn behalten. Das ärgert die Österreicher, denn dort fiel der Stein vom Himmel.

Im Streit zwischen der Tiroler Gemeinde Reutte und dem deutschen Finder des Meteoritenteils "Neuschwanstein 3" haben die Österreicher verloren. Das Landgericht Augsburg sprach am Freitag den Stein dem deutschen Finder zu.

Meteorit

Der Oberkonservator der Mineralogischen Staatssammlung München zeigt den "Neuschwanstein"-Meteoriten - der deutsche Finder darf ihn behalten.

(Foto: Foto: dpa)

Er hatte den Meteoriten auf einem unzugänglichen Latschenfeld der Tiroler Gemeinde Reutte gefunden, die daraufhin einen Besitzanspruch erhoben hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Das Gericht hatte nach österreichischem Recht geurteilt, da der Stein in dem Nachbarland gefunden worden ist. Zur Begründung führte das Gericht aus, bei dem Meteoriten handle es sich um keinen Schatz, sondern um einen "herrenlosen Gegenstand".

Auf einen vom Himmel gefallenen Stein habe der Staat, in dem der Himmelskörper landet, keinen automatischen Besitzanspruch. Der Stein gehöre dem Finder, in diesem Fall dem deutschen Physiker und Hobbyastronomen Karl Wimmer aus dem Landkreis Augsburg.

Wimmer sagte nach der Urteilsverkündung, er sei zufrieden, für die Findergemeinschaft und die Wissenschaft bestünde durch dieses Urteil jetzt eine "vernünftige Rechtslage".

Er erklärte sich bereit, den rund 2,8 Kilogramm schweren Meteoriten "Neuschwanstein 3" dem naturhistorischen Museum in Wien zu überlassen, verlangte dafür aber Geld. Er könne sich einen Preis von 200 Euro pro Gramm vorstellen.

Ein Klumpen Stein im Wert von 200.000 Euro

Das Gericht hatte den Verkehrswert des Steines auf 200.000 Euro festgelegt. Helmut Wiesenegg, der Bürgermeister der österreichischen Marktgemeinde Reutte, wies diese Forderung zurück. Es sei für ihn unvorstellbar, für den Meteoriten Geld zu bezahlen.

Er appellierte an Wimmer, den Stein dem Wiener Museum kostenlos "im Dienste der Wissenschaft" zu überlassen und forderte ihn auf, mit seinem Fund kein "kommerzielles Geschäft" zu machen. Der Gemeinde seien durch das verfahren rund 10.000 Euro Kosten entstanden.

Am 6. April 2002 war über Südbayern ein Meteorit in einer Höhe von etwa 22 Kilometer zerplatzt. Ein erstes Stück war im Juli in der Nähe des "Märchenschlosses" Neuschwanstein gefunden worden, nach dem der Himmelskörper dann benannt wurde.

Ein zweiter Teil des Meteoriten wurde im Mai 2003 im Ammerseegebirge entdeckt und "Neuschwanstein 2" genannt, das dritte und größte Fragment hatte Wimmer im Juni 2003 auf dem Gebiet der Tiroler Gemeinde Reutte in Österreich gefunden.

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