Öffentlicher Nahverkehr:Mit einem Ticket durch ganz Bayern

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  • Die Staatsregierung will den öffentlichen Nahverkehr stärken und dafür mehr als zwei Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren investieren.
  • Schon 2018 gebe es deshalb 100 Millionen Euro extra, um den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen.
  • Langfristiges Ziel ist es, dass Fahrgäste bayernweit mit einem Ticket verschiedene Verkehrsmittel nutzen können.

Von Lisa Schnell, München

Mit mehr als zwei Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren will die Staatsregierung den öffentlichen Nahverkehr stärken und die Luft rein halten. In Zukunft sollen die Züge auf dem Land öfter fahren, die Fahrgäste nicht durch verschiedene Tarife verwirrt werden und über den Städten vielleicht sogar Seilbahnen schweben. "Mehr Service und weniger Ärger bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel", laute das Hauptziel der Staatsregierung, sagte Ministerpräsident Markus Söder nach der Kabinettssitzung am Dienstag. 2018 gebe es deshalb 100 Millionen Euro extra, um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auszubauen und Stadt und Land besser zu verbinden. "Noch nie hat der Freistaat so viel Geld für den ÖPNV ausgegeben", sagte Söder.

Verkehrsministerin Ilse Aigner listete auf, für was es verwendet werden soll. Regionalzüge sollen in Zukunft öfter fahren, einmal in der Stunde sei das Ziel. Dort, wo keine Schienen sind, will die Staatsregierung sogenannte "Alpenbusse" einsetzen, die ebenfalls einmal in der Stunde fahren sollen. Die Züge seien auf Metropolregionen ausgerichtet, sagte Aigner: "Um von Penzberg nach Rosenheim zu kommen, müssen Sie immer erst über München fahren." Jetzt sollen Busse die Querverbindungen herstellen.

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Die MVG will Sammeltaxis anbieten, die der Kunde per App ordern kann. Bei der Wahl der Ein- und Aussteigepunkte gibt es allerdings einen Haken.

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Ist eine Dauerlinie nicht möglich, will Aigner vermehrt Sammeltaxis, neudeutsch: Smartbusse, einsetzen, die bei Bedarf gerufen werden können. In Ballungsräumen wie München soll es Cityringbuslinien geben, um den Verkehr aus dem Stadtzentrum herauszuhalten. Auch in Seilbahnen sieht Aigner noch viel Potenzial etwa für die Stadt München. Sie hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und will das Gespräch mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) suchen.

Langfristig strebt die Staatsregierung einen einheitlichen Tarif für ganz Bayern an. Ziel ist es, dass Fahrgäste bayernweit mit einem Ticket verschiedene Verkehrsmittel nutzen können. Bis es soweit ist, könnte es aber noch bis zu fünf Jahre dauern, sagte Aigner. Eine Machbarkeitsstudie sei in Arbeit, im Sommer sollen Treffen mit allen Beteiligten folgen. Vom Busunternehmer bis zur Münchner Trambahn gebe es um die 900 Beteiligte, die sich auf ein Ticket einigen müssten. Für den ÖPNV seien zudem die Landkreise zuständig, der Freistaat werde sich mit Zuschüssen beteiligen. Dieses Jahr bekommen die kommunalen Auftraggeber zusätzlich 7,7 Millionen Euro. Eine Plattform, etwa eine App für Handys, mit der überall in Bayern ein Ticket gekauft werden kann, soll es schneller geben.

Mit im Schnitt 450 Millionen Euro jährlich für die Luftreinhaltung lege die Staatsregierung einen "mehr als wuchtigen Aufschlag" hin, sagte Aigner. Die Anschaffung von Gasbussen oder Dieselbussen mit der Euro-6-Norm fördere der Freistaat mit bis zu 30 Prozent. Bis 2020 sollen insgesamt rund 2000 Busse gefördert werden. Die Motivation, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, soll unter anderem durch mehr Parkmöglichkeiten für Autos und Fahrräder an Bahnstationen erhöht werden. Aigner will zudem mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene bringen. Bei allen Investitionen in den ÖPNV sei Verkehrshauptträger Nummer eins immer noch die Straße, sagte Aigner. Für die Staatsstraßen stehe ein "Rekordetat" von 310 Millionen Euro zur Verfügung, eine Steigerung von 15 Prozent zu 2017. Rund 80 Prozent der Mittel kommen laut Aigner dem ländlichen Raum zugute.

© SZ vom 11.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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