Ökopartei feiert Jubiläum:25 grüne Jahre

Sie haben Schwung in den Laden gebracht: Vor 25 Jahren sind die Grünen erstmals ins Parlament eingezogen. Seitdem sei das Selbstverständnis der Bayern grüner geworden. Zeit für eine Bilanz - und für große Ziele.

Frank Müller

Am Anfang, erinnert sich Margarete Bause, "war es ein Kulturschock - für uns und für die anderen". Als die Grünen in diesen Tagen vor 25 Jahren erstmals in den bayerischen Landtag einzogen, hätten noch "ganz andere Zeiten" geherrscht. Nämlich die von Franz Josef Strauß. "Das war eine sehr autoritär geprägte Gesellschaft", sagt die damalige und heutige Fraktionsvorsitzende der Grünen, eine Mischung aus "selbstzufriedenem, verstaubtem Parlament", und einer "Brutalität, wie sie Franz Josef Strauß verkörpert hat".

Noch heute erinnert sich Bause, die für die Grünen zunächst bis 1990 und dann seit 2003 wieder im Landtag war, gut daran, wie die Grünen von staatlichen Empfängen ausgeschlossen wurden, und an die ganzen frauenfeindlichen Sprüche, "weil wir nicht ins gängige Frauenbild passten". Da gab es etwa CSU-Justizminister Hermann Leeb, der die engagierte Rednerin Bause im Parlament angegiftet habe: "Sie sollten sich mal im Spiegel ansehen, wenn Sie so geifern." Bause war schon damals nicht auf den Mund gefallen: "Bei der Schönheit brauche ich den Vergleich mit Ihnen nicht zu scheuen."

Es war der 22. Oktober 1986, als die Grünen mit ihrem 7,5-Prozent-Wahlergebnis mit großem Getöse vom Münchner Marienplatz Richtung Maximilianeum zogen, um dort mit allen Attributen der Bürgerschrecks den Landtag zu erobern. Christian Magerl, auch heute noch im Landtag, hatte eine Kiste verstrahltes Heu dabei, schließlich war es kurz nach Tschernobyl. Und Bause strebte gleich ans Rednerpult bei der konstituierenden Sitzung, in Frontstellung zu FJS und Edmund Stoiber im CSU-Block.

Bause und ihr Ko-Fraktionschef Martin Runge bemühen sich an diesem Mittwoch, ihre Geburtstagsbilanz nicht allzu nostalgisch und selbstzufrieden ausfallen zu lassen. Zwar sei das grüne Vierteljahrhundert "eine wirkliche Erfolgsgeschichte", sagt sie und erinnerte an Errungenschaften von damals, die heute auch in anderen Parteien unumstritten sind: die Energiewende, die Frauenquote, die gesamte Fortentwicklung der Gesellschaft. "Das Selbstverständnis der Bayern ist grün geworden", sagt Bause.

Doch nicht nur der Freistaat hat sich begrünt, auch die Fraktion ist staatstragender geworden. Vorbei die Zeit des Rotationsprinzips, das alle Mandatsträger zwang, ihre Posten zur Mitte der Amtsperiode wieder zu verlassen. "Wir waren durchaus in der Lage, uns selbst ins Knie zu schießen", gibt Bause zu. Heute weiß sie, dass "Geschlossenheit nichts Anstößiges ist, wenn es vorher Diskussionen gab". So ähnlich könnte das auch ein CSU-Fraktionschef formulieren.

Dass sich in den 25 Jahren die zwei Welten angenähert haben, ist Bause bewusst, zumal nach der spektakulären Energiewende der CSU. "Wir haben nichts dagegen, wenn Seehofer unsere Konzepte übernimmt." Der nächste, logische Schritt soll nun die Regierungsbeteiligung ab 2013 werden. Für sie wäre das konsequent: "Bevor wir's den anderen lange erklären, machen wir's lieber gleich selbst."

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