Ochsenfurt:Protest gegen die AfD: Wenn der Hass zum Ansporn wird

Ochsenfurt: Jürgen Schuhmann will Haltung zeigen und das öffentlich und mindestens bis Weihnachten.

Jürgen Schuhmann will Haltung zeigen und das öffentlich und mindestens bis Weihnachten.

(Foto: privat)

Jürgen Schuhmann war schockiert über den "unreflektierten Schmutz", mit dem sein Engagement kommentiert wird. Inzwischen empfindet er die Reaktionen als zusätzliche Motivation.

Kolumne von Claudia Henzler

Die kleine Protestaktion von Jürgen Schuhmann, der sich jeden Montag mit der Mahnung "Wehret den Anfängen" vors Rathaus von Ochsenfurt stellt, weil ihm die AfD Unbehagen bereitet, bewegt offenbar viele Menschen. Bei seiner vierten Mahnwache hatte Schuhmann in dieser Woche schon fast 20 Mitstreiter, etwa doppelt so viele Leute haben den Rentner angerufen oder ihm eine Mail geschrieben.

Sie wollten ihm einfach sagen, dass sie seine Aktion gut finden. Zwei Anrufer haben angekündigt, dass sie die Aktion gerne in einer anderen Stadt kopieren würden. Eine ältere Dame aus Sachsen-Anhalt teilte Schuhmann mit, dass sie das auch gerne machen würde, sich aber nicht traut. Sich so in die Öffentlichkeit zu begeben.

Das kann man gut verstehen, denn es hat sich wieder mal der alte Warnspruch bewahrheitet: Wer sich einsetzt, setzt sich aus. In diesem Fall einer Flut von Internet-Kommentaren. Allein auf der Facebookseite der SZ haben mehr als 300 Nutzer einen Kommentar abgegeben, etwa noch mal so viele haben diese Kommentare kommentiert. Die Beiträge decken eine große Bandbreite ab, die von "Großartig" mit fünf hochgestellten Daumen bis zu der These reichen, dass man nicht gegen eine demokratisch gewählte Partei demonstrieren darf.

Immer wieder wird der Rat gegeben, dass man sich, wenn schon, dann doch in Dresden hinstellen müsste. Und weil auf den Kommentarseiten im Internet viele Leute aktiv sind, die ungefiltert aufschreiben, was ihnen gerade so durch den Kopf geht, wird das alles oft sehr emotional ausgedrückt. Viele Beiträge lassen sich gar nicht als Debattenbeitrag werten. Da begnügen sich die Kommentatoren mit Beleidigungen wie "Vollhonk", drohen mit "Männern in den weißen Kitteln" oder wünschen Schuhmann eine Lungenentzündung.

Was immer man von seiner Aktion halten mag: Dass so ein "unreflektierter Hass und Schmutz" über ihm ausgegossen wird, wie Schuhmann sagt, habe ihn zunächst schockiert. Nun empfinde er das aber als zusätzliche Motivation. Weil er daran ja sehe, gegen welch dumpfes und unreflektiertes Gedankengut er sich auf die Straße stellt. Dass solche Leute mal das Land regieren, sagt Schuhmann, wolle er sich nicht vorstellen.

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