Urteil in der Oberpfalz:Fischotter bleibt streng geschützt

Bart-Bewuchs

Ein Fischotter schaut aus einem Teich heraus. In der Oberpfalz kann er das nun auch weiter in Ruhe tun - die Tiere bleiben streng geschützt.

(Foto: dpa)

Die Regierung der Oberpfalz scheitert mit ihrem Plan für gezielte Tötungen - das hat ein Gericht entschieden. Ein Urteil, das auf Zustimmung und Kritik stößt.

Von Christian Sebald

Ein Triumph für die Aktion Fischotterschutz und den Bund Naturschutz (BN): Das Verwaltungsgericht Regensburg hat drei Ausnahmegenehmigungen der Regierung der Oberpfalz aufgehoben, mit deren Hilfe in der Umgebung von drei Fischzuchtanlagen bis zu sechs Fischotter-Männchen eingefangen und getötet werden sollten. Mit der Entscheidung haben die Richter den strengen Schutzstatus der Fischotter umfassend bestätigt. Deshalb hat sie eine hohe politische Bedeutung.

Denn CSU und FW machen sich seit langem im Landtag dafür stark, dass Fischotter getötet werden dürfen, wenn sie zu hohe Schäden in Fischzuchtanlagen anrichten. Die Ausnahmegenehmigungen, die die Regensburger Richter jetzt kassiert haben, sollten der erste Schritt auf dem Weg zu der neuen Praxis sein. BN-Chef Richard Mergner nennt den Richterspruch deshalb "eine "Ohrfeige für CSU und FW".

Lutra lutra, wie der wissenschaftliche Name des Fischotters lautet, ist ein geschickter Schwimmer und frisst bis zu 1,2 Kilo Fisch am Tag. Die Marderart war Jahrhunderte lang in Bayern heimisch. Wie andere Raubtiere wurde auch der Fischotter gnadenlos gejagt. Vor 30 Jahren waren sie bis auf wenige Exemplare im Bayerischen Wald ausgerottet. Inzwischen breiten sich die streng geschützten Tiere wieder aus. Vor allem in der Oberpfalz stößt man häufiger auf sie.

Aus der Sicht von Biologen wie Christine Margraf vom BN ist der Fischotter eine Leitart, die anzeigt, dass eine Region ökologisch intakt ist. Teichwirte dagegen klagen, dass die Räuber in ihre Zuchtanlagen eindringen und die Fische auffressen. Zwar weiß keiner wie viele Fischotter es in Bayern gibt. "Aber die Tiere sind ein echtes Problem", sagt Alexander Flierl, CSU-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberpfalz in der Vergangenheit. "Sie richten hohe Schäden an."

Deshalb setzte sich Flierl dafür ein, dass Fischotter getötet werden dürfen, wenn die Schäden an den Teichanlagen zu hoch werden. Margraf lehnt das nicht nur deshalb ab, weil der Fischotter auf der Roten Liste steht. "Sondern weil es den Teichwirten nichts hilft, wenn man die Räuber fängt", wie sie sagt. "Jedes Revier, das auf diese Weise frei wird, wird alsbald von einem anderen Fischotter besetzt." Margraf hält Elektrozäune für den besten Schutz der Teiche.

Die Regensburger Verwaltungsrichter haben Margrafs Sicht bestätigt. Die Bezirksregierung habe in den Bescheiden den strengen Schutzstatus der Tiere nicht ausreichend berücksichtigt, heißt es in einer Mitteilung des Gerichts. Außerdem könne nicht ausgeschlossen werden, dass in die Fallen Weibchen und Jungtiere geraten, was aber besonders streng verboten sei. Und wie der BN halten die Richter das Fangen und Töten von Fischottern für ungeeignet, um Schäden zu verhindern. Auch sie sind überzeugt, dass freie Reviere schnell von nachfolgenden Ottern wieder besetzt werden.

Die Regierung der Oberpfalz reagierte schmallippig. Man werde die Begründung des Urteils prüfen und dann entscheiden, ob man in Berufung gehe, sagte eine Sprecherin. Der CSU-Politiker Flierl sprach von einer "sehr schwierigen und problematischen Entscheidung". Womöglich habe sie sogar Auswirkungen auf dem Umgang mit anderen "Konflikt-Tierarten", wie den Wolf.

Zur SZ-Startseite
Solarfeld und Gewächshaus bei Feulersdorf, 2019

Forderung
:Bayern soll bis 2040 komplett auf erneuerbare Energien umstellen

Der Bund Naturschutz hält sogar den Verzicht auf Stromautobahnen für möglich, wenn Solaranlagen und Windkraft deutlich ausgebaut werden. Doch vor allem Letztere stagniert in Bayern seit Jahren.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: