Oberpfälzer Pfarrer kehrt zurück:Vorwürfe sexuellen Missbrauchs haltlos

Weil er des sexuellen Missbrauchs bezichtigt wurde, musste er aus dem Pfarrhaus ausziehen. Inzwischen ist klar: Die Vorwürfe gegen den Parksteiner Pfarrer Jakob Eder waren aus der Luft gegriffen. Nun wird er öffentlich rehabilitiert - und die Gemeinde will dem Vertreter des Bischofs einen kühlen Empfang bereiten.

Katja Auer

Die Vereinsabordnungen werden mit ihren Fahnen aufmarschieren, der Marktgemeinderat geht geschlossen hin - und alle Ministranten. Ein freies Plätzchen wird in der Kirche übereinstimmenden Schätzungen nach nicht zu finden sein. Es wird eine denkwürdige Vorabendmesse werden am Samstagabend in St. Pankratius in Parkstein im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Die Parksteiner heißen ihren Pfarrer willkommen. Willkommen zurück. Denn Pfarrer Jakob Eder ist nach zehn Monaten wieder da. Und Generalvikar Michael Fuchs wird ein Schreiben verlesen, das ihn von allen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs freispricht.

Oberpfälzer Pfarrer kehrt zurück: Dem Parksteiner Pfarrer wurde sexueller Missbrauch vorgeworfen. Inzwischen ist klar: Die Anschuldigungen waren aus der Luft gegriffen.

Dem Parksteiner Pfarrer wurde sexueller Missbrauch vorgeworfen. Inzwischen ist klar: Die Anschuldigungen waren aus der Luft gegriffen.

(Foto: AP)

Am 6. Dezember 2010 hatte der Regensburger Generalvikar Pfarrer Eder eröffnet, dass er des sexuellen Missbrauchs bezichtigt werde. Der Priester musste aus dem Pfarrhaus ausziehen, die Staatsanwaltschaft Weiden ermittelte. "Er hat drei Monate nicht gewusst, um was es geht", sagt Eders Anwalt Clemens Sammet. Diese Unsicherheit, das ständige Grübeln, das sei das Schlimmste für den 69-jährigen Seelsorger gewesen.

Inzwischen ist bekannt, dass eine Frau aus Windischeschenbach den Pfarrer beschuldigte. Sie lebte im Erziehungsheim St. Elisabeth, das Eder von 1975 bis 2000 leitete. Sie sei psychisch beeinträchtigt, sagt Anwalt Sammet, und ihre Beschuldigungen seien "nicht erlebnisgeprägt".

In Parkstein haben sie die Vorwürfe ohnehin nie geglaubt, genauso wenig in Kirchdemenreuth, das Pfarrer Eder mitbetreute. "Wir freuen uns alle sehr", sagt Pfarrgemeinderatssprecherin Irmgard Wittmann. Sie kenne niemanden, der an des Pfarrers Unschuld gezweifelt habe.

So bescheiden sei er, glaubhaft, und er finde immer das rechte Wort. Irmgard Wittmann schluckt hörbar am Telefon als sie erzählt, dass die ganze Geschichte den Pfarrer sehr mitgenommen habe. Erst vor vier Wochen hat sie ihn getroffen, da habe man ihm den Kummer schon angesehen. Aber wenn er am Samstagabend den Leuten in die Augen schaue, "dann wird er sehen, wie er dran ist".

Anwalt Sammet will auch zur Vorabendmesse gehen, obwohl er sich keinen großen Kirchgänger nennt. Aber bei der Rehabilitierung durch den Generalvikar will er dabei sein. Der wird sagen, dass sich alle Vorwürfe gegen Eder als haltlos erwiesen hätten. Das hätten sowohl die staatsanwaltlichen wie auch die kirchenrechtlichen Untersuchungen ergeben. "Uns schmerzt die Tatsache, dass Pfarrer Eder durch die Beschuldigungen und die lange Zeit der Aufarbeitung eine große Last zu tragen hatte und nicht geringen Schaden erlitt", heißt es in dem Schreiben an die Pfarrgemeinde.

Auf das Bistum sind die Gläubigen nicht gut zu sprechen

"Vieles hätte besser und glücklicher laufen können", sagt Anwalt Sammet. Die Staatsanwaltschaft habe fair ermittelt, sagt er, aber manch anderer sei ein wenig übereifrig gewesen. Dass die Psychologen der Frau so lange geglaubt hätten, ist ihm unverständlich. Und die Leitlinien der katholischen Kirche, die sie sich nach den Missbrauchsskandalen der jüngsten Vergangenheit selbst auferlegt hat, die hält Sammet schlicht für praxisuntauglich. "Wie uns die Kirche als Laien bezeichnet, würde ich die Kirche in solchen Dingen als Laie bezeichnen", sagt er.

Er will nicht nachtarocken, sagt er, aber auf eine gewisse Diskrepanz doch hinweisen. So sei es bei Ermittlungen der Staatsanwaltschaft durchaus üblich, dass diese zunächst Beweise sammle und den Beschuldigten erst später damit konfrontiere. Die Leitlinien der katholischen Bischofskonferenz wiederum sehen vor, einen beschuldigten Geistlichen sofort vom Dienst freizustellen. So sei Eder in die Situation gekommen, dass er zwar suspendiert wurde, aber gar nicht wusste, warum.

Auf das Bistum Regensburg sind sie in Parkstein und Kirchendemenreuth nicht gut zu sprechen, auch wenn man im Ordinariat betont, strikt nach den Vorgaben gehandelt zu haben. Trotzdem muss der Generalvikar mit einem kühlen Empfang in Parkstein rechnen. "Ich glaube kaum, dass jemand für Herrn Fuchs freundliche Gefühle hegt", versucht es Herbert Simmerl einigermaßen diplomatisch zu umschreiben.

Er ist der Zweite Bürgermeister von Parkstein und gehört zu jener Mehrheit, die nie an einen sexuellen Missbrauch glaubte. Die Beweise seien von Anfang an reichlich dürftig gewesen, sagt er und so habe es ihn gewundert, dass die Diözese den Pfarrer gleich mit vollem Namen der Öffentlichkeit preisgegeben habe. Und deshalb dürfe der Generalvikar nicht glauben, die Fahnenabordnungen seien wegen ihm gekommen.

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