Oberfranken:Mutter der toten Babys gesteht

  • Die Mutter der acht toten Babys hat die Tötungen teilweise eingeräumt.
  • Laut Polizei sind die Säuglinge lebend auf die Welt gekommen.
  • Ob der Ehemann von den Taten wusste, ist noch unklar.

Von Olaf Przybilla

Nach dem Fund von acht toten Babys in einem Haus in der oberfränkischen Stadt Wallenfels ist Haftbefehl gegen die 45-jährige mutmaßliche Mutter erlassen worden. "Wegen des Verdachts des siebenfachen Mordes" sei die Frau in Untersuchungshaft gekommen, sagte die Polizeisprecherin Anne Höfer der SZ. Sie habe die Tötung der Neugeborenen "teilweise eingeräumt". Die Säuglinge seien lebend auf die Welt gekommen. Warum sich der Verdacht nur auf siebenfachen Mord bezieht, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitgeteilt werden. Am Freitag waren die sterblichen Überreste von acht Kindern gefunden worden.

Wer der jeweilige Vater der Säuglinge war, sei noch nicht klar. Dies werde erst die rechtsmedizinische Untersuchung ergeben. Gegen den 55 Jahre alten Mann, in dessen Begleitung die 45-Jährige bei der Festnahme am Freitag war, bestehe kein Tatverdacht. Der Ehemann der Frau, von dem sie offenbar getrennt lebte, sei ebenfalls vernommen worden, befinde sich aber auf freiem Fuß. Ob er von den Taten wusste oder beteiligt war, sei Gegenstand der Ermittlungen. In welchem Zeitraum die Kinder getötet wurden und auf welche Weise, müsse ebenfalls erst ermittelt werden.

Die Pfarrer wollen eine Klagemauer in der Kirche errichten

In der katholischen Kirche der oberfränkischen Stadt ist inzwischen ein Gedenkort eingerichtet worden. Nach einem Gespräch mit den beiden Pfarrern des Ortes "wollen wir im Gotteshaus eine Art Klagemauer errichten", an der die Bürger der Stadt auf Zetteln ihrer Trauer Ausdruck verleihen können, sagte der Bürgermeister Jens Korn im SZ-Gespräch. Auch ein Trauerbuch liegt aus. Die Menschen in der Kleinstadt seien verstört und geschockt. Tatsächlich habe er noch keinen Nachbarn angetroffen, sagt Korn, dem etwas Auffälliges an der Frau aufgefallen sei. Auch er selbst habe die Frau gekannt, ihm sei aber nichts merkwürdig vorgekommen. Zu den Taten sei es offenbar "hinter einer perfekten bürgerlichen Fassade" gekommen. Die Familie sei gut integriert gewesen in das Leben der Kleinstadt. Für einen Ort von der überschaubaren Größe wie Wallenfels mit nicht einmal 3000 Einwohnern breche "so ein Ereignis nun mit enormer Wucht herein", sagte der Bürgermeister.

In der Nacht zum Samstag haben Menschen an dem Gebäude, in dem die sterblichen Überreste gefunden wurden, Kerzen aufgestellt. Auch Porzellanengel, Blumen und Stofftiere sind zu sehen. Man denke über einen ökumenischen Gedenkgottesdienst nach, sagte Korn. Am Sonntag werde er aber bereits in einem Jugendgottesdienst das Wort ergreifen, kündigte der Bürgermeister an. Es falle ihm und den Seelsorgern des Stadt indes "enorm schwer, die richtigen Worte zu finden".

Die Wohnung, in der die Babyleichen gefunden wurden, soll Augenzeugen zufolge alles andere als verwahrlost gewesen sein. Im Gegenteil sei das Gebäude extrem aufgeräumt und sauber gewesen. Allein in dem einen Zimmer, in dem sieben der Kinderleichen gefunden wurden, habe extremes Chaos geherrscht.

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