Oberbayern:Brauneck-Bahn steht noch immer still

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Noch fehlt der Abschlussbericht des TÜV. Doch der Bergbahnbetreiber ist sich sicher, die Ursache für die Notabschaltung zu kennen.

Christian Sebald

Noch stehen die Schlussberichte des TÜV Süd und der Seilbahnspezialisten der Regierung von Oberbayern aus. Aber für Peter Lorenz, den Chef der Brauneck-Bergbahn, steht fest: "Es war der gebrochene Bolzen an der Aufhängung einer Kabine, der zu der Panne und der Notabschaltung unserer Gondelbahn geführt hat."

Mehr als 40 Passagiere mussten aus den Gondeln der Brauneck-Bahn gerettet werden - einige auch mit Hubschraubern. (Foto: Foto: dpa)

Unklar ist bislang einzig, warum das Metallteil defekt war. Die Untersuchung der anderen Kabinen jedenfalls hat bislang keinen Hinweis darauf ergeben, dass weitere Aufhängungen defekt sind. "Das ist, als ob ein Autoreifen platzt", sagt Lorenz, "das weiß man vorher auch nicht, dass der womöglich einen kleinen Defekt hat."

Die ganze Nacht auf Mittwoch haben Lorenz und seine Mitarbeiter gewerkelt, um die Folgen der Panne zu beheben. Die defekte Gondel ist wie die anderen 69 Kabinen der Bergbahn geborgen und eingehend inspiziert worden. Sie hatte sich wegen des gebrochenen Bolzens am Dienstagvormittag in einer Stütze der 2,5 Kilometer langen Seilbahn auf dem 1556 Meter hohen Münchner Hausberg verfangen.

Obwohl sich sofort die Notabschaltung auslöste, fuhren zwei nachfolgende Gondeln auf die defekte Kabine auf. Alle drei Gondeln waren unbesetzt. Die 43 Passagiere, die in den übrigen festsaßen, wurden in einer spektakulären Bergungsaktion aus der Bahn geholt. An ihr waren fünf Hubschrauber beteiligt.

Auch am Tag danach sind die Aufsichtsbehörden und TÜV-Spezialisten voll des Lobes für die Professionalität der Retter wie der Bergbahn-Mitarbeiter. "Die waren alle super präsent", sagt Heinrich Schuster, Sprecher der Regierung von Oberbayern, die für die Bergbahnen im Freistaat zuständig ist. "Die haben so zügig gearbeitet, dass sie die vorgeschriebene Rettungszeit von 3,5 Stunden locker unterschritten haben."

TÜV-Sprecher Thomas Oberst sieht das genauso. "Auch der Betriebsleiter hat sehr verantwortlich gehandelt, als er sich sofort für eine Evakuierung entschieden hat", sagt er. "Die ganze Aktion zeigt, wie hoch der Sicherheitsstandard der bayerischen Bergbahnen ist."

Dieser Standard ist Ergebnis umfassender, regelmäßiger Prüfungen. Der TÜV etwa prüft jede Bergbahn in Bayern einmal im Jahr, und diese Untersuchungen sind sehr viel aufwendiger als die, die man von seinem Privatauto kennt.

Außerdem muss jeder Betreiber zweimal im Jahr mit den Rettungskräften den Notfall üben. "Die Bergbahnen in Bayern sind deshalb eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt", sagt TÜV-Sprecher Oberst, "und in jedem Fall sehr viel sicherer als der normale Straßenverkehr."

So streng die Bestimmungen für den gewöhnlichen Bergbahnbetrieb sind, für die Wiederaufnahme der Fahrten nach einer Panne sind sie noch einmal strenger. "Sicherheit geht vor Schnelligkeit", sagt Regierungspräsident Christoph Hillenbrand. Deshalb steht die Brauneckbahn auch noch am heutigen Donnerstag still.

Denn nicht nur der Defekt an der Kabine muss völlig aufgeklärt sein. Die TÜV-Spezialisten checken die gesamte Gondelbahn noch einmal durch. Erst danach erteilt die Bezirksregierung die neue Betriebsgenehmigung. Peter Lorenz und seinen Mitarbeitern steht also noch einmal ein langer Abend bevor. "Aber am Freitag, da fahren wir wieder", sagt Lorenz. "Da bin ich mir sehr sicher."

© SZ vom 14.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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