Oberau:Eine halbe Milliarde für das Tunnel-Terzett

Oberau: Die Planung für die Umgehungen von Oberau und Garmisch-Partenkirchen.

Die Planung für die Umgehungen von Oberau und Garmisch-Partenkirchen.

Die Umgehungsstraße in Oberau darf gebaut werden. Von 2021 könnte die vier Kilometer lange Straße den Oberauern Ruhe bringen - Garmisch muss auf seinen Tunnel noch warten.

Von Heiner Effern

Eine der teuersten Ortsumfahrungen Bayerns wird von Herbst 2015 an gebaut. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat am Mittwoch mit seiner Unterschrift die nötigen knapp 200 Millionen Euro für die Umgehung von Oberau im Werdenfelser Land freigegeben. Die insgesamt etwa vier Kilometer lange Straße soll drei Kilometer durchs Gebirge führen. Die zwei vorgesehenen Röhren mit je zwei Fahrspuren sind Teil eines geplanten Tunnel-Terzetts im Werdenfelser Land, das insgesamt etwa eine halbe Milliarde Euro kosten soll. Dazu gehören noch der Kramertunnel als Umgehung von Garmisch und der Tunnel durch den Auerberg vom Ende der Autobahn A 96 bis Oberau.

Die etwa 20 Kilometer von Eschenlohe bis in den Süden von Garmisch-Partenkirchen sind eine der berüchtigtsten Freizeit-Staustrecken Bayerns. An Spitzentagen fahren durch Oberau bis zu 45 000 Fahrzeuge. Entsprechend groß ist die Freude bei Bürgermeister Peter Imminger (CSU). "Seit 45 Jahren geht die Gaudi mit der Umgehung", sagt Imminger, wobei der Begriff Gaudi hier im bairischen Sinne Ärger bedeutet und nicht Spaß. "Du bist bei uns zu bestimmten Zeiten nicht mehr über die Straße gekommen. Zum Baubeginn werde das Dorf eine große Party feiern", kündigt er an. Als Gast will dann auch der Bundesverkehrsminister kommen. Vorausgesetzt, das Bier zahlen die Oberauer. So stehe es in Dobrindts E-Mail mit der Bestätigung, dass das Geld für die Umgehung gesichert ist, sagt der Bürgermeister.

Die Unterlagen sind bereit

Auch wenn es viele Oberauer immer noch nicht richtig fassen können, eine Überraschung ist die Finanzzusage trotz des akuten Geldmangels im Straßenbau nicht mehr. Schließlich hat "der Alexander", wie Bürgermeister Imminger seinen regionalen Bundestagsabgeordneten Dobrindt nennt, schon vor Monaten versprochen, sich in seiner Eigenschaft als Bundesverkehrsminister um die Ortsumgehung von Oberau zu kümmern. Baurecht besteht schon seit 2010, die Autobahndirektion Südbayern hat in Erwartung des Geldes schon die Unterlagen für die Ausschreibung aktualisiert. Während der Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 war diese sogar schon einmal gestartet, bei der Vergabe des Großereignisses nach Südkorea aber wieder abgebrochen worden. Bis zum Jahresende soll die Ausschreibung nun durch sein, im kommenden Herbst ist der Baubeginn geplant.

Wenn alles glatt geht, wird Oberau vom Verkehr im Jahr 2021 bereits entlastet sein, wenn das nur wenige Kilometer entfernte Garmisch-Partenkirchen noch auf seinen Umgehungstunnel wartet. Dort sind seit zwei Jahren alle Arbeiten wegen geologischer Probleme gestoppt, in Teilen ist sogar eine neue Planung nötig. Doch eine bis zu 40 Meter hohe Wasserschicht über einem Bergabschnitt mit lockeren Gestein hat bisher nicht einmal die Fertigstellung des Erkundungstunnels erlaubt. Seit zwei Jahren tüfteln die Planer des verantwortlichen Bauamts in Weilheim an einer Lösung. Nun hat sich die Behörde für eine Absenkung des Grundwasserspiegels im Berg entschieden. Im Trockenen soll dann eine wasserdichte Tunnelröhre gebaut werden. Danach soll das Grundwasser wieder seine ursprüngliche Höhe erreichen.

Naturschützer üben Kritik

Naturschützer kritisieren diese Planung wegen der zu erwartenden Schäden in der Umwelt scharf. Sie hatten von Anfang an vor der vom Bauamt gewählten Trasse gewarnt, aber vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ihre Variante nicht durchsetzen können. Nun muss das Bauamt in Teilen neues Baurecht beantragen. Sollte der Bund Naturschutz dagegen klagen, könnten die Oberauer mit ihrem Tunnel schon fertig sein, bevor die Garmischer überhaupt mit dem Bau fortfahren können. Das muss kein Nachteil sein, jedenfalls nicht für die Planer im Bauamt, sagt Vize-Chef Michael Kordon. "Dass beide Projekte gleichzeitig finanziert werden, war eh nicht wahrscheinlich."

Bis das Geld für den dritten Teil des Tunnel-Trios durch den Auerberg reicht, wird es noch viel länger dauern. Die Autobahndirektion veranschlagt dafür deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Doch die Vision einer vierspurigen Bundesstraße durchs Werdenfelser Land und der folgenden zweispurigen Umgehung von Garmisch hat ein begrenztes Zeitfenster. Dobrindt wird nicht ewig Bundesverkehrsminister sein. Sollte er auch noch das Geld für diesen Tunnel locker machen, dürfte er in seiner Heimat lebenslang Freibier erhalten.

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