Nürnberg:Missbrauchsverdacht: CSU-Abgeordneter legt alle Ämter nieder

Michael Brückner

Der CSU-Politiker Michael Brückner spricht von "privaten Gründen": Am Dienstag ist er von allen öffentlichen Ämtern zurückgetreten.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Dem 51-jährigen Michael Brückner wird "sexueller Missbrauch von Jugendlichen" vorgeworfen.
  • Er selbst bezeichnet seinen Rücktritt als "unausweichlich".
  • Die Ermittlungen sind laut Staatsanwaltschaft nicht abgeschlossen.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Der Nürnberger CSU-Landtagsabgeordnete Michael Brückner ist von allen öffentlichen Ämtern zurückgetreten. In einer Stellungnahme gibt der Abgeordnete an, er habe am Dienstag "aus privaten Gründen" seinen Rücktritt von allen Ämtern erklärt. Dies gelte mit sofortiger Wirkung, betroffen seien davon seine Ämter beim Bayerischen Bauernverband (BBV) und bei der CSU, wo er bislang unter anderem Vorsitzender des Kreisverbands Nürnberg-Nord war. Auch sein Landtagsmandat legte er nieder.

Der Schritt sei für ihn "unausweichlich". Die Staatsanwaltschaft Nürnberg bestätigte Informationen der Süddeutschen Zeitung, denen zufolge gegen Brückner wegen des Verdachts eines Sexualdeliktes ermittelt wird. Der Tatvorwurf laute "sexueller Missbrauch von Jugendlichen". Es seien bereits "Ermittlungshandlungen durchgeführt" worden. Abgeschlossen sei das Verfahren aber noch nicht, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, Anita Traud.

In der Erklärung Brückners heißt es, er wünsche seiner Partei, die ihm immer ein Zuhause gewesen sei, "alles erdenklich Gute und viel Erfolg bei ihrer weiteren Arbeit". Auch dem Bauernverband, wo Brückner Präsidiumsmitglied ist, wünsche er "in diesen unruhigen Zeiten" alles Gute. Der Großbauer Brückner, 1965 geboren, war erst kurz vor der letzten Landtagswahl als Kandidat für die CSU Nürnberg-Nord eingesprungen, nachdem der ursprünglich vorgesehene Kandidat aufgrund "privater Gründe" kurzfristig abgesprungen war.

Der Vorsitzende des CSU-Bezirksverbands Nürnberg-Fürth-Schwabach, Markus Söder, sprach von einer "schweren menschlichen Verfehlung, sollte sich der Verdacht erhärten". Er sei "sehr schockiert", sagte der Finanzminister der SZ. Es sei folgerichtig, dass bei derlei Ermittlungen Brückner von seinen Ämtern zurücktrete. Brückner habe ihm das angeboten, Söder habe es befürwortet. Auch der stellvertretende Chef des Bezirksverbands, Michael Frieser, sprach von einer schweren Stunde für Nürnbergs CSU. Auch er bestätigte, dass die Staatsanwaltschaft gegen Michael Brückner ermittelt. Da Brückner mit sofortiger Wirkung zurückgetreten ist - ein ungewöhnlicher Vorgang - liege der Verdacht nahe, dass nicht wegen einer Petitesse gegen ihn ermittelt werde. Es sei für die Nürnberger CSU sehr schmerzlich, nun im Norden bis zur Landtagswahl ohne Abgeordneten auskommen zu müssen, erklärte Bezirksverbandsvize Frieser. In den Landtag wird ein CSU-Kandidat aus Mittelfranken nachrücken, nicht aber einer aus Nürnberg.

Nach dem Rücktritt nicht mehr zu erreichen

Die persönliche Mitarbeiterin von Brückner, Anika Matthew, sagte, sie sei vom Rücktritt ihres Chefs völlig unvorbereitet um die Mittagszeit überrascht worden. Auch ihr habe Brückner lediglich mitgeteilt, er gebe sämtliche Ämter "aus privaten Gründen" ab. Mehr wisse sie auch weiterhin nicht über den Vorgang. Brückner sei danach verschwunden. Sein Mobiltelefon habe er ausgemacht.

Auch Mitglieder des CSU-Kreisverbands Nürnberg-Nord zeigten sich völlig überrascht. Erst am Samstag beim Bezirksparteitag habe man sich getroffen, alles sei "ganz normal" gewesen, sagte die Nürnberger CSU-Stadträtin Kerstin Böhm.

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