Nürnberg:Mehr Menschen haben Arbeit

Flüchtlinge wirken sich deutlich geringer aus als angenommen

Dank der Herbstbelebung ist die Arbeitslosigkeit in Bayern weiter zurückgegangen. Die Zahl der Jobsuchenden im Freistaat sank im September um knapp 3900 auf etwa 245 635, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 3200 arbeitslose Männer und Frauen weniger. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum August um 0,1 Punkte auf 3,4 Prozent - das ist die beste Quote unter den deutschen Bundesländern.

Für das gesamte Jahr 2016 rechne seine Behörde mit durchschnittlich 251 700 Arbeitslosen, sagte der Chef der Regionaldirektion, Markus Schmitz. Das wären 4800 Erwerbslose weniger als im vergangenen Jahr. Die Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf den Arbeitsmarkt seien damit deutlich geringer als ursprünglich angenommen. Auch für 2017 seien die Prognosen positiv: Demnach werde die Arbeitslosigkeit in Bayern im kommenden Jahr sogar die Marke von durchschnittlich 250 000 unterschreiten. "Wir gehen davon aus, dass sich die durchschnittliche Zahl der arbeitslosen Menschen auf 247 700 belaufen wird", sagte Schmitz. Und weil die Unternehmen in Bayern weiter nach Arbeitskräften suchten, gehe seine Behörde auch bei der Zahl der Menschen mit regulärem Job von einem Wachstum um mehr als 100 000 aus: Damit würden 2017 durchschnittlich 5,406 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im September sei für die Jahreszeit üblich. Das Ende der Sommerferien und der Beginn des Ausbildungsjahres im September machten sich vor allem bei den Jüngeren unter 25 Jahre bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Rückgänge in diesem Jahr jedoch geringer aus. Ein Grund sei, dass sich inzwischen viele junge Flüchtlinge arbeitslos melden. Dennoch sei der Arbeitsmarkt im Freistaat weiter "gesund, robust und aufnahmefähig". Etwa 45 800 geflüchtete Menschen waren im September als arbeitssuchend gemeldet - rund 1700 mehr als im August. Ein großer Teil dieser Menschen macht derzeit noch Sprach- oder Job-Kurse. Rund 17 000 dieser Flüchtlinge sind bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern als arbeitslos gemeldet - ein Plus von 1100 Personen.

Im Rahmen des Arbeitsmarktprogramms "Flucht" von Regionaldirektion, Staatsregierung und bayerischer Wirtschaft wurden von Dezember 2015 bis August etwa 20 200 Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integriert. Außerdem wurden 12 300 Praktika absolviert. Regional-Chef Schmitz gab jedoch zu bedenken: "Bei all dem Erfolg müssen wir aber auch realistisch sein: Die Arbeitsaufnahmen finden zu mehr als 90 Prozent im Helferbereich statt, die Geflüchteten münden überwiegend in klein- und mittelständische Betriebe ein, und die Arbeitsverhältnisse sind vielfach befristet." Und bei den Branchen dominieren etwa das Reinigungsgewerbe, die Gastronomie sowie die Bereiche Lager, Logistik und Zustelldienste. Zeitarbeit spiele aktuell noch keine Rolle, ergänzte Schmitz. Im kommenden Jahr müsse daher in die Qualifizierung der Menschen investiert werden.

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