Nürnberg:Krieg der Würste

'Drei im Weckla'

War die Wurst in Schweineschmalz oder lag sie auf einem Elektrogrill?

(Foto: dpa)

Die Nürnberger ergötzen sich mal wieder an ihrem Lieblingsthema: Wie wird eine Bratwurst richtig zubereitet?

Von Olaf Przybilla

Der Kampf um die Wurst ist eine Spezialdisziplin aus Nürnberg und unterliegt genormten Ritualen. Es gibt einen Angriff von außen, vorgetragen etwa von der Europäischen Union, und dagegen bildet sich dann umgehend eine Art fränkische Wagenburg. Der Bratwurst-Schutzverband (den gibt es wirklich) feuert aus allen Rohren, und es fehlt dann nicht viel, dass ein ortskundiger Minister für Alles und Heimat sich an der Kaiserburg festzuketten droht und das Christkind zu Hilfe ruft, das Zettel verteilt mit der Parole: Wir wollen sein ein einig Volk von Würsten.

Rituale, wie gesagt, unterhaltsam außerdem. Der schönste derartige Streit ist gerade zehn Jahre her, damals kam der, nun ja, Angriff auf die markengeschützte Franken-Wurst nicht aus Brüssel. Sondern, viel schlimmer, aus München.

Wobei die Stoßrichtung der Attacke im Süden gerade andersrum gedeutet wurde: Der Franke erfrecht sich, anzugreifen! Nürnbergs versammelte Wurstschutzverbände versuchten damals, dem Münchner Traditionslokal "Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom" diesen Ehrentitel aberkennen zu lassen. Nein, nicht das "Dom". Sondern das "Nürnberg". Man sah sich am Landgericht wieder, dieses urteilte: Wo Nürnberg draufsteht, müssen auch (echte) Nürnberger drin sein. Also Würste, nicht Menschen.

Diesmal kommt der Angriff von innen

Ein Triumph, keine Frage. Angriffe von außen wirken ohnehin systemstabilisierend, werden sie erfolgreich abgewehrt: perfekt. Auf eine viel größere Probe werden Imperien gestellt, wenn die Attacken von innen kommen. Was jetzt der Fall ist.

Ein Nürnberger Wurstwirt, der von sich sagt, die "älteste Bratwurstküche der Welt" zu betreiben, ist obenauf. Sein Lokal, nicht gerade zentral gelegen, ist abgebrannt, bei der Wiedereröffnung hat er eine Salve in Richtung Nürnberg-City abgefeuert. Es geht genau gegen die beiden Lokale, in die man als Wurstlaie Nürnberg-Gäste schickt, weil es da so, wie sagt man, authentisch zugeht.

Authentisch? Das eine Legendenlokal gebe Würste vorher in heißes Schweineschmalz, bevor sie auf dem Grill landen. Das andere nutze Elektrogrill statt Buchenholzfeuer. Skandal! Vielleicht auch nicht. Jedenfalls befeuern sich die einzelnen Wagen der Wagenburg jetzt gegenseitig. Das könnte sogar lustig werden.

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