Nürnberg:Eingemauertes Paar wurde erschlagen

Verdächtiger Sohn schweigt weiter, seine Frau belastet ihn schwer

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Das tote Paar, das am Montag im mittelfränkischen Schnaittach gefunden wurde, ist offenbar erschlagen worden. Beide wurden Opfer stumpfer Gewalt, sagte die Sprecherin der Nürnberger Staatsanwaltschaft, Anita Traud. Dies habe eine Obduktion ergeben. Die Leichen waren auf dem Grundstück eingemauert und zum Teil in Folie eingepackt worden. Über beide wurde ein Mittel gestreut, womöglich um austretende Flüssigkeit zu binden. Wann die beiden getötet wurden, konnte nicht exakt festgestellt werden. Die Tat müsse sich aber "vor mehreren Wochen" zugetragen haben, sagte Traud.

In einer Montagegrube auf dem Schnaittacher Anwesen hat die Polizei überdies belastendes Material entdeckt, das dort einbetoniert wurde. Mit einem der gefundenen Gegenstände - vermutlich einem Werkzeug - könnte die Tat vollbracht worden sein. Ein Ermittler sprach von einem "Gewaltexzess" gegen die Köpfe der Getöteten. Dies ist auch der Grund, warum noch nicht mit vollständiger Sicherheit geklärt werden konnte, ob es sich bei der Getöteten um die Mutter des verdächtigen 25-Jährigen handelt. Um dies zu klären, sind rechtsmedizinische Detailuntersuchungen notwendig. Dass es sich bei der männlichen Leiche um den Vater des Verdächtigen handelt, sei zweifelsfrei klar.

Geprüft werden derzeit verschiedene Mordmotive. Aus Ermittlerkreisen heißt es, vor allem Habgier komme in Betracht. Offenbar hatte der 25-Jährige Schulden. Auch soll seine 22 Jahre alte Partnerin, die er kurz nach der mutmaßlichen Tat heiratete, von ihren Schwiegereltern nicht akzeptiert worden sein. Ob zusätzlich eine Erkrankung der beiden Beschuldigten in Betracht kommt, sollen psychiatrische Gutachten klären. Der 25-Jährige, der wie seine Frau am Montag festgenommen worden war, schweigt weiter. Dass die 22-Jährige ihren Mann mit ihrer Aussage vor einem Ermittlungsrichter schwer belastet, könne man so deuten, sagte ein Ermittler.

Sollte eine Anklage von Habgier als Mordmotiv ausgehen, könnte auch ein versuchter Betrug des Verdächtigten eine Rolle spielen. Er hatte ein Spendenkonto eingerichtet und auf Facebook um Geld gebeten. Angeblich wollte er damit "im Ausland" nach seinen Eltern suchen. Eingehendes Geld werde er für Suchanzeigen in Zeitungen verwenden, gab er an. Dafür, dass den 25-Jährigen Geldsorgen plagten, sprechen noch andere Indizien. So soll er kurz, nachdem er die Eltern als vermisst meldete, ein Wohnmobil im Internet zum Kauf angeboten haben.

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