Niederbayern:Verurteilter Mörder auf der Flucht

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Er tötete seinen Onkel aus Habgier und legte die Leiche zwischen Strohballen ab: Ein verurteilter Mörder aus Niederbayern ist auf der Flucht. Als Polizisten den 33-Jährigen aus seiner Wohnung abholen wollten, war er verschwunden. Möglicherweise war die Justiz zu langsam.

Ein verurteilter Mörder aus Niederbayern ist auf der Flucht. Als Polizisten den 33-Jährigen aus seiner Wohnung abholen wollten, war er verschwunden. Wie Oberstaatsanwalt Klaus Dieter Fiedler am Mittwochmorgen Süddeutsche.de bestätigte, wird nun mit internationalem Haftbefehl nach dem Mann gesucht.

Zunächst hatte der Bayerische Rundfunk über die Flucht berichtet. Der Mann war im vergangenen Dezember im sogenannten Strohballen-Prozess vom Landgericht Regensburg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er hatte vor mehr als sechs Jahren seinen Onkel aus Habgier getötet.

Nur drei Monate nach der Verurteilung wurde der 33-Jährige allerdings wieder entlassen. Das Oberlandesgericht Nürnberg hatte bis zur Entscheidung über eine Revision den Mann auf freien Fuß gesetzt. Hintergrund war eine Haftbeschwerde der Verteidigung. Anfang August verwarf der Bundesgerichtshof (BGH) die Revision, der Mann sollte wieder verhaftet werden.

"Wir gehen davon aus, dass der Mann vor uns von der Entscheidung des BGH erfahren hat", sagte Oberstaatsanwalt Fiedler. Dem Bayerischen Rundfunk erklärte er, dass es einige Zeit gedauert habe, bis der Beschluss aus Karlsruhe nach Bayern übersandt wurde. Warum der Bundesgerichtshof oder die Bundesanwaltschaft die bayerische Justiz nicht unverzüglich informierten, konnte er nicht sagen.

Die Revisionsentscheidung des Bundesgerichtshofs sei zeitgleich an alle Verfahrensbeteiligten geschickt worden, erklärte dagegen BGH-Sprecherin Dietlind Weinland dem Bayerischen Rundfunk.

Verbindungen ins Ausland werden überprüft

Als "Strohballenmord" wurde der Fall bekannt, weil die Leiche damals auf einem Feld nahe dem Straubinger Tiergarten zwischen Strohballen entdeckt wurde. Der Tatort konnte aber nie zweifelsfrei geklärt werden. Auch eine Tatwaffe wurde nicht gefunden.

In einem ersten Prozess am Regensburger Landgericht war der in Straubing lebende Angeklagte 2008 freigesprochen worden. Der BGH hob den Freispruch damals auf und wies den Fall ans Landgericht zur Neuverhandlung zurück. Dann folgte ein Schuldspruch.

Unklar ist, seit wann er auf der Flucht ist. Auch wo sich der verurteilte Mörder derzeit befindet, ist völlig offen. Nun werden auch die zahlreichen Verbindungen des Mannes ins Ausland werden überprüft. Der 33-Jährige war mit einer Brasilianerin verheiratet und hatte bereits vor dem ersten Verfahren eine längere Zeit in Südamerika verbracht.

Nach einem Bericht der Bild-Zeitung floh der Mann nach Brasilien. Er habe bei der Zeitung angerufen und erklärt: "Ich bin unschuldig", berichtete das Blatt. Dem Bericht zufolge sagte er, er habe von Brasilien aus Kontakt zum Bundeskriminalamt aufgenommen: "Ich brauche Luft, um Hilfe und Aufmerksamkeit zu bekommen."

© Süddeutsche.de/infu/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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