Niederbayern:Vermisstes Paar ist in Sicherheit

Nach dem Ehepaar wurde tagelang irrtümlich gesucht. Inzwischen sind auch alle anderen Vermissten gefunden worden.

Die Zahl der Toten bei der Flutkatastrophe in Niederbayern ist weiter gestiegen. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, ist ein 72-jähriger Mann im Krankenhaus an den Folgen einer Herzattacke gestorben. Zuvor war er aus einem überfluteten Bach in Triftern gerettet worden. Damit sind nun offiziell sieben Todesopfer zu beklagen.

Das seit Tagen als vermisst gemeldete Ehepaar aus Simbach am Inn ist aber wohlauf. Wie die Polizei am Freitag bekannt gab, hatten sich der 81 Jahre alte Mann und seine 77-jährige Frau bereits am ersten Tag der Hochwasserkatastrophe in ihrem Haus selbst in Sicherheit gebracht. Aufgrund eines Irrtums seitens der Behörden galten beide fälschlicherweise als vermisst. Dieser Irrtum habe sich erst am Freitag aufgeklärt, sagte ein Polizeisprecher. Nun gebe es keine Vermissten mehr.

Bürger sollen Trinkwasser abkochen

Orte wie Simbach am Inn und Triftern sind in weiten Teilen verwüstet. Viele Häuser stehen immer noch unter Wasser. Die Behörden im besonders betroffenen Landkreis Rottal-Inn haben dazu aufgerufen, Trinkwasser vorsichtshalber abzukochen. Das gilt besonders für Betreiber und Nutzer von eigenen Wasserversorgungsanlagen sowie kleiner Gemeinschaftsanlagen. Sobald das Trinkwasser wieder uneingeschränkt verwendet werden kann, will das Landratsamt Rottal-Inn die Bürger benachrichtigen

Die Stromversorgung war am Donnerstagabend dafür weitgehend wieder intakt, nur Teile von Triftern seien nach wie vor nicht versorgt, teilt der Netzbetreiber Bayernwerk mit. Dort werden demnach 80 bis 100 Haushalte auch die Nacht zum Freitag ohne Strom auskommen müssen. Die zur Stromversorgung notwendigen Anlagenteile der Netzinfrastruktur seien nach wie vor nicht zugänglich, heißt es zur Begründung. Am Mittwochabend waren laut Polizei in dem Hochwassergebiet etwa 10 000 Haushalte ohne Strom gewesen.

Welche Schulen am Freitag geschlossen bleiben

Ein Dutzend Schulen im Landkreis Rottal-Inn bleibt wegen der angespannten Situation auch am Freitag geschlossen. Wie das Landratsamt in Pfarrkirchen mitteilt, sind folgende Einrichtungen in Simbach am Inn, Triftern und Tann betroffen:

Grund- und Mittelschule Tann, Grund- und Mittelschule Triftern, Grundschule Simbach am Inn, Mittelschule Simbach am Inn, Grundschule Reut, Grundschule Walburgskirchen, Grundschule Wittibreut, Grund- und Mittelschule Kirchdorf am Inn, Grundschule Prienbach, Realschule und Gymnasium Simbach am Inn sowie Betty-Greif-Schule in Simbach am Inn. An den Grundschulen in den Orten Zeilarn und Julbach sowie an der Grund- und Mittelschule Ering findet am Freitag wieder Unterricht statt.

Keine Entwarnung beim Wetter

Die Aufräumarbeiten im Hochwassergebiet laufen auf Hochtouren, doch für die Region werden neue Gewitter mit Starkregen erwartet. Es sei vorerst keine Entspannung der Lage in Sicht, teilt der Hochwassernachrichtendienst Bayern am Donnerstagabend in Augsburg in seinem aktuellen Lagebericht mit. Im Laufe des Abends sei örtlich unwetterartiger Starkregen mit stündlich mehr als 25 Litern pro Quadratmeter möglich. Vereinzelt müsse deshalb mit einem erneuten Anstieg der Wasserstände gerechnet werden. Auch Sturzfluten in kleineren Gebieten könnten nicht ausgeschlossen werden.

Millionenschäden in den betroffenen Landkreisen

Allein im Landkreis Rottal-Inn hat das Hochwasser Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht. "Es sind bestimmt 500 Häuser betroffen, Teile der Bundesstraße 20 wurden unterspült und dort ist auch eine Brücke um einige Meter abgesenkt", sagt der Landrat von Rottal-Inn, Michael Fahmüller (CSU), in Pfarrkirchen. Die vom Hochwasser betroffene Fläche habe die doppelte Größe des Chiemsees.

Im Landkreis Passau ist nach ersten Schätzungen ein Schaden in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages entstanden. Zwischen 400 und 500 Haushalte seien von der Flut betroffen und hätten Anspruch auf Soforthilfe in Höhe von 1500 Euro, teilt Landrat Franz Meyer (CSU) mit. Wegen anhaltender Regenfälle sollen die Einsatzkräfte zunächst in Alarmbereitschaft bleiben.

Die katholische Kirche stellt jedem vom Hochwasser betroffenen Haushalt in 300 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Die Auszahlung beginnt am Montag ab 13.00 Uhr. Anlaufstationen sind insgesamt acht Caritas-Stellen, Pfarrämter und das Rathaus in Triftern, wie der Passauer Diözesancaritasverband am Freitag mitteilte. "Wir lassen die Menschen in diesen Tagen der Flutkatastrophe nicht allein. Wir helfen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln", betonten die Vorstände des Verbands, Michael Bär und Wolfgang Kues.

Informationen und Beratung für Flutopfer

Das Bürgertelefon des Landratsamtes Rottal-Inn ist erreichbar unter: 08561 20725. Auch die Verbraucherzentrale Bayern hat für Opfer des Hochwassers in Niederbayern ein Beratungstelefon eingerichtet. Unter den Nummern 089 552 794 130 und 089 552 794 172 können sich Betroffene über Versicherungsschutz und eine schnelle Schadensregulierung informieren. Die Beratung ist kostenlos und von Montag bis Freitag von 9:00 bis 12:00 Uhr erreichbar. Es fallen lediglich die eigenen Telefonkosten an.

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