Neunjähriges Gymnasium:Ein überfälliger Schritt

Brandenburg plant bundesweite Lehrer-Werbekampagne

Eltern und Schüler in Bayern wünschen sich das G 9 zuürck. Zeit für die Landesregierung zu handeln.

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Ministerpräsident Seehofer und Kultusminister Spaenle scheinen in Sachen G 8 mit ihrem Latein am Ende zu sein. Die Sehnsucht nach dem G 9 ist bei Eltern und Schülern so groß - Zeit, den bayerischen Kindern endlich mehr Zeit zum Lernen zuzugestehen.

Ein Kommentar von Tina Baier

Alle wollen es: Schüler, Eltern, Lehrer und neuerdings sogar die Grünen. Das neunjährige Gymnasium (G 9). Endlich scheint auch die Staatsregierung aufgewacht zu sein und fängt an zu begreifen, dass sie in diesem Fall nicht auf Dauer Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung machen kann.

Es gibt ja auch nur noch wenig Spielraum. Ministerpräsident Horst Seehofer und Kultusminister Ludwig Spaenle haben schon alles versucht, um das achtjährige Gymnasium (G 8) zu retten. Stunden wurden gestrichen, um die Schüler zu entlasten, und der Lehrplan wurde in mehreren Durchgängen bis an die Grenzen des Erträglichen gekürzt. Schüler und Eltern, die sich danach immer noch beschwerten, wurden indirekt als Jammerlappen und Weicheier verunglimpft.

Der jüngste Versuch, endlich Ruhe in die leidige G-8-Debatte zu bringen, war die Einführung des Flexijahrs. Das freiwillige Zusatzjahr dürfte die letzte Chance für das G 8 gewesen sein. Mittlerweile ist klar, dass auch diese Idee gescheitert ist. Wohl aus gutem Grund weigert sich Spaenle hartnäckig zu sagen, wie viele Schüler sich überhaupt für sein freiwilliges Sitzenbleiben interessieren. Was das G 8 angeht, scheinen Seehofer und Spaenle mit ihrem Latein am Ende zu sein. Trotz aller Energie, die sie in das Projekt stecken, werden die Klagen nicht leiser und die Zahl der G-9-Befürworter nimmt ständig zu.

Aus Sicht des Ministerpräsidenten wäre es eigentlich logisch, als Alternative zum achtjährigen auch wieder das neunjährige Gymnasium zuzulassen. Rätselhaft ist eher, warum Seehofer diesen Schritt nicht längst gegangen ist. Schließlich hört der Ministerpräsident, seit er seine Allianz mit der bayerischen Bevölkerung geschlossen hat, auf beinahe jede Bürgerinitiative, egal ob sie Windräder, Wasserspeicher, oder Strommasten ablehnt. Die Sehnsucht nach dem G 9 ist im Vergleich dazu viel gewaltiger. Schließlich geht es um die wichtigste Ressource, die der Freistaat hat - die Kinder. Ihnen mehr Zeit zum Lernen zuzugestehen, wäre der einzig richtige Weg.

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