Neues Buch:Ritter Arnold und andere Ganoven

Sieben fränkische Verbrecher aus sieben Jahrhunderten

Von Katja Auer, Nürnberg

Es ist ja wirklich nicht so, dass Franken eine besonders gefährliche Gegend wäre, wo sich die Verbrecher nur so tummeln. Dass es jetzt einen fränkischen Tatort gibt, ist eher dem emotional fragilen Verhältnis des Nordens zum Süden des Freistaats geschuldet als der Kriminalitätsstatistik. Was nicht heißt, dass nicht ab und zu auch schlimme Dinge passieren in Franken. Sieben Kriminalfälle aus sieben Jahrhunderten hat Benedikt Grimmler nun in einem Buch zusammengetragen. "Fränkische Verbrecher" hat er es genannt und ein solcher war auch der Ritter Arnold von Uissigheim im Taubertal. Seine Grabplatte aus dem 14. Jahrhundert in der Dorfkirche zeigt ihn gefesselt und mit einem Schwert am Hals. 1336 ließ ihn der Bischof von Würzburg hinrichten, zuvor hatte der Landadelige einen Haufen Getreuer um sich geschart und war durch Franken gezogen, um Juden zu ermorden. Mit seinem Tod war es aber nicht vorbei mit den Pogromen, Ritter Arnold wurde daheim nicht nur als Märtyrer verehrt, sondern auch als Vorbild derer, die weiterhin Jagd auf Juden machten. Erst die Aufklärung beendete die Verehrung des unseligen Ritters, schreibt Grimmler, etwa jenen Aberglauben, dass der abgeriebene Stein vom Grab des Ritters das Vieh von Krankheiten heilen könne. Die Straße allerdings, die durch Uissigheim und an der Pfarrkirche vorbei führt, heißt bis heute Ritter-Arnold-Straße.

Nach der Wirtstochter Anna Margaretha Zwanziger, geboren 1760, ist nicht einmal ein Weglein benannt. Sie heiratete jung und brachte mit ihrem Mann ein stattliches Vermögen durch, bis der an der Trunksucht starb und sie sich als Dienstmagd verdingen musste. Ein Leben, das ihr offenbar nicht gefiel, sodass sie schließlich die Gattin ihres Dienstherrn vergiftete, um ihre Stelle einzunehmen. Der allerdings dachte gar nicht daran, seine Haushälterin zu ehelichen. Die trat eine neue Stelle an in Zwernitz bei Bayreuth, was der neue Arbeitgeber nicht überlebte, ebenso wenig die Ehefrau des nächsten. Zahlreichen Gästen jener Haushalte ging es nach der Bewirtung durch die Zwanzigerin recht elend, aber wenigstens überlebten sie. Die Dosis Arsen war zu gering. 1811 wurde die Frau in Bamberg zum Tod verurteilt.

Der Attentäter Karl Ludwig Sand aus Wunsiedel gehört ebenfalls zur Riege der sieben Verbrecher. Der radikale Burschenschaftler ermordete 1819 in Mannheim den Dichter August von Kotzebue, den er einen Landesverräter nannte. Anschließend wollte er sich selbst erdolchen. Das misslang allerdings und nach seiner Genesung wurde er ein Jahr später mit dem Schwert geköpft. Da war er längst ein Idol geworden, die Zuschauer nahmen sich Reliquien von seiner Hinrichtung mit heim.

Die jüngsten Verbrecher aus Grimmlers Buch sind Ekkehard von Seckendorff-Gudent und Elisabeth von Dyck, die zur RAF gehörten, wenn auch nicht zu deren bekanntesten Mitgliedern. Seckendorff-Gudent hatte als Arzt in Würzburg gearbeitet, bevor er sich als Horst Winter in der DDR niederließ. Elisabeth von Dyck soll 1979 an einem Banküberfall in Nürnberg beteiligt gewesen sein, Wochen vorher hatte sie eine Wohnung für die RAF in der Nürnberger Stephanstraße angemietet. Als sie einige Zeit nach dem Überfall dorthin zurückkehrte, wurde die Wohnung von der Polizei beobachtet. Zwei Beamte schossen auf die 28-Jährige. Sie starb kurz danach im Klinikum Nord.

Benedikt Grimmler: Fränkische Verbrecher. Die spannendsten Kriminalfälle 1330-1975. Sutton-Verlag, Erfurt 2014. 118 Seiten. 19,99 Euro.

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