Neue Lehrerstellen:Ganztags zum besseren Abschluss

Die Staatsregierung in München will bis zum Jahr 2011 für die Hauptschulen 1300 neue Lehrer und 22 Millionen Euro bereitstellen. Die Opposition spricht von einem "Täuschungsmanöver".

Birgit Taffertshofer

Bayern will das Ganztagsangebot an Hauptschulen bis 2012 flächendeckend ausbauen. Das Kabinett beschloss am Montag, von 2008 bis 2011 etwa 1300 neue Lehrer zu finanzieren. Außerdem sollen die Hauptschulen in diesem Zeitraum 15 Millionen Euro erhalten, um externe Fachkräfte einzustellen.

Aber auch der Unterricht an Schulen, die kein ganztägiges Angebot einrichten wollen, soll mithilfe von Leuten aus der Wirtschaft praxisnaher werden. Dafür stehen sieben Millionen Euro bereit. Kultusminister Siegfried Schneider sprach von einem "großen Tag für die Hauptschüler in Bayern". Die SPD warf dem Minister ein Täuschungsmanöver vor.

Mit seiner Initiative will Schneider die Hauptschüler besser auf das Berufsleben vorbereiten. Um die Jugendlichen individuell zu fördern und die Quote der Schüler ohne Abschluss zu senken, sei der Ausbau der Ganztagsangebote wichtig, betonte der Minister nach der Kabinettssitzung.

Leistungsstarke Schüler fördern

Derzeit beenden 8,5 Prozent der Hauptschüler ihre Schulzeit ohne Abschluss. Das sind 5000 Jugendliche pro Jahr. Schneider will aber auch leistungsstarke Hauptschüler stärker fördern. Sie sollen häufiger die mittlere Reife erreichen, bisher schaffen das 20 Prozent.

Mit den geplanten Investitionen sei es möglich, an mehr als der Hälfte der 1000 Hauptschulen in Bayern ein Ganztagsangebot zu schaffen, sagte Schneider. Das sei ein realistisches Ziel, denn nicht jede Kommune wolle ihre Schule umstellen, auf dem Land hätten viele keinen Bedarf dafür.

Allerdings ist das nicht die einzige Ursache für deren Zurückhaltung: Landschulen, die pro Jahrgang nur eine Klasse füllen können, dürfen nicht auf einen Ganztagsbetrieb umstellen.

Denn um allen Eltern weiterhin Wahlfreiheit zu gewähren, hat das Ministerium verfügt, dass eine Schule mit ganztägiger Betreuung mindestens zwei Züge, also eine Halbtags- und eine Ganztagsklasse pro Jahrgang, bieten muss.

Das Interesse am Ganztagsangebot ist dennoch groß: Dreimal so viele Hauptschulen haben bereits eine Umstellung beantragt wie im Schuljahr 2007/08 genehmigt werden. Bei den Bezirksregierungen liegen laut Ministerium 190 Anmeldungen vor.

Ziehe man provisorische Anträge ab, blieben etwa 150 Antragsteller. Im nächsten Schuljahr könnten mangels Geld aber nur 50 zugelassen werden. Bisher gibt es bayernweit nur 62 Hauptschulen mit einem rhythmisierten Ganztagsangebot.

Zuvor 1600 Stellen gestrichen

Der SPD-Bildungspolitiker Hans-Ulrich Pfaffmann, warf der Staatsregierung vor, "die Menschen in Bayern für dumm verkaufen zu wollen". Denn im laufenden Staatshaushalt seien 1600 Lehrerstellen an den Hauptschulen gestrichen worden.

Schneider hatte die Kürzungen mit sinkenden Schülerzahlen begründet. Der Lehrer- und Lehrerinnenverband kritisierte, dass die bewilligten Lehrerstunden pro Ganztagsklasse von 19 auf 12 Stunden gekürzt wurden. Stattdessen erhielten die Schulen nur 6000 Jahresbudget für Fachkräfte.

Beim Hauptschulkongress am Freitag und Samstag will Schneider gemeinsam mit 300 Lehrern sowie Vertretern der Eltern und Wirtschaft inhaltliche Fragen der Hauptschulreform diskutieren.

Das Ministerium wolle künftig nur noch die Rahmenbedingungen stellen, die Schulfamilie müsse den Unterricht selbst mit Leben erfüllen, betonte Schneider. "Es geht darum, dass wir loslassen und vieles zulassen." Als Ziel nannte er Technik-, Sozial- und Wirtschaftszweige, bessere Deutsch- und Mathekenntnisse sowie ein Berufsvorbereitungsjahr, in dem Schüler in Betrieben mitarbeiten.

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